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Decken und Jacken mit Daunen: Raus aus den Federn!

Wird es kalt, werden die Daunenjacken hervorgekramt. Doch für eine Menschenhand voll Daunen müssen Tiere oft viel Leid erfahren. Zudem wird getrickst, teuer verkauft und dabei nicht selten das Blaue vom Himmel versprochen. Das sollten Sie über Textilien mit Daunen wissen.

Gruppe von Gänsen

Das Wichtigste in Kürze

  1. Viele in Textilien verarbeitete Daunenfedern stammen aus Lebendrupf, werden den Tieren also bei lebendigem Leib aus der Haut gerissen.
  2. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es kaum möglich, die Herkunft von Daunen zu überprüfen. Beweise dafür, woher das Füllmaterial tatsächlich stammt, bleiben Textilhersteller oft schuldig oder sie berufen sich auf Aussagen von Zulieferern.
  3. Beim Kauf von Daunenprodukten sollte man besonders kritisch sein und nicht ausschließlich auf Siegel vertrauen. In vielen Fällen können synthetische Materialien die bessere Wahl sein.
Stand: 25.01.2024

Viele Menschen hüllen sich bei kaltem Wetter in Daunenjacken, und abends lassen sie sich in ihre Federbetten fallen: Doch darüber, wie die wärmenden Daunen gewonnen werden und dass dies mit Tierleid verbunden ist, wissen sie nichts. Trotz der Menge an Produkten aus Synthetik, die für Menschen mit Allergien oft besser geeignet sind, sind Daunen aufgrund ihrer wärmenden Eigenschaften wieder sehr beliebt.

Doch immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wollen auch wissen, wie die angebotenen Produkte hergestellt wurden. Deklarationen wie „nur Totrupf“ oder „aus nachhaltiger Gänsezucht“ können viele Händler von Produkten mit Daunen nicht transparent bis zu deren Ursprung bestätigen. Auch die Nachverfolgbarkeit ist durch Gesetzeslücken oft nur bis zu den Daunen verarbeitenden Betrieben möglich und nicht bis zu den Tieren selbst. Für Käuferinnen und Käufer ist es daher schwer zu ermessen, wie Daunen produziert oder auch vermischt wurden. Einige Händler machen sich sogar das zunehmende Bewusstsein der zahlungsbereiten Kundschaft zu Nutze und scheuen sich nicht, sowohl höhere Preise zu verlangen als auch Siegel und Zertifikate auszustellen, die bei Überprüfung jedoch selten halten, was sie versprechen.

So werden Daunen gewonnen

Daunen sind ein begehrter Rohstoff und jährlich werden bis zu hunderttausend Tonnen davon für Daunenjacken oder -schlafsäcke, Bettdecken und -kissen produziert. In vielen Fällen ist jedoch nicht klar, woher diese Daunen überhaupt stammen und unter welchen Bedingungen sie gewonnen werden. Daunen können gewonnen werden durch:

  • den Rupf bereits geschlachteter Tiere (Totrupf) oder
  • den wesentlich brutaleren Lebendrupf.

Viele Daunen stammen aus Lebendrupf, bei dem den Tieren die Daunen und Federn bei lebendigem Leib aus der Haut gerissen werden. Dies geschieht teilweise sogar maschinell. Lebendrupf ist in Deutschland zwar verboten, wird aber in China und auch in Teilen der Europäischen Union praktiziert. Die so gewonnen Daunen werden anschließend in nicht geringem Maße nach Deutschland exportiert.

Gut zu wissen

Es ist im Endprodukt kaum möglich, Daunen aus Lebend- oder aus Totrupf zu unterscheiden und höhere Preise werden oftmals als Indiz für Qualität missverstanden. Der Preis eines Produktes ist leider nicht dazu geeignet, um Qualitätsmerkmale in der Haltung von Enten und Gänsen abzuleiten. Immer wieder wird der Preis trotzdem als Qualitätszeugnis betrachtet, jedoch können sich Daunen aus Produktionen mit schlechter Öko- und Sozialbilanz genauso im billigen Discounterkissen befinden, wie in der teuren Outdoor-Jacke, die mehr als 500 Euro kostet. Es gilt die allgemeine Regel: Billige Produkte sind eher nicht sorgfältig hergestellt, teure Produkte müssen aber nicht unbedingt gute, nachhaltige Qualität bieten.

Rückverfolgbarkeit für Daunen nicht kontrolliert

Immer mehr Unternehmen widmen sich der Rückverfolgbarkeit ihrer Produkte. Mit dem Ausdruck „sauber produziert“ werben bereits einige Händler, welche die Gewinnung der von ihnen genutzten Daunen überprüfen und somit nachvollziehbar machen wollen. Der Trend, nachhaltige und tierleidfreie Produkte anzubieten, scheint langsam auch auf die Modebranchen und Bettenhersteller überzugehen. Dennoch können wir derzeit die meisten Bettenhersteller und Modefirmen nicht explizit empfehlen. Obwohl viele Händler öffentlich behaupten, dass sie keine Daunen aus Lebendrupf und Stopfmast verkaufen, also „sauber“ sind, bleiben Beweise und Kontrollen auf den Höfen weitgehend aus und die Branche beruft sich nach wie vor auf verschiedenste Zertifikate oder Aussagen von Zulieferern.

Auch hier ist Kontrolle besser: Es gibt auch Mischbetriebe die sowohl „sauber“ als auch „unsauber“ produzieren. Kaufen Sie Produkte, die auf solche Betriebe zurückgeführt werden können, ist es möglich, dass Sie beide Herstellungsweisen ungewollt unterstützen. Die Daunen-Rückverfolgbarkeit bis hin zu den Elterntieren und dann dies tatsächlich garantieren zu können, ist ein Thema, dem sich die Textilbranche weiter und noch viel stärker annehmen muss.

Lebendrupf hin, Totrupf her – weitgehend unmöglich zu kontrollieren ist auch, ob die zum Beispiel für die Fleischmast aufgezogenen und später gerupften Tiere aus kontrolliert biologischer Tierhaltung stammen. Das wäre unseres Erachtens aber wichtig.

Beim Händler kritisch nachfragen

Mit kritischem Konsumverhalten können Verbraucherinnen und Verbraucher viel bewirken. Häufiges Nachfragen erhöht den Druck auf die Hersteller und Händler. Wenn Sie immer wieder klar machen, dass Sie kein Produkt aus tierquälerischen Verhältnissen kaufen möchten, können Sie die Entwicklung und das Angebot von Daunen-Alternativen unterstützen.

Wenn Sie jedoch ein Daunen-Produkt mit guter Öko- und Sozialbilanz kaufen möchten, sollten Sie sich im Voraus gut informieren. Lassen Sie sich nicht von den blümeranten und emotionalen Aussagen der Verkaufsprofis wie „die abgefallenen Daunen werden eingesammelt“ oder „die Federn werden während der Mauser abgestrichen“ ködern: Beide Methoden sind entweder unrealistisch oder werden nicht praktiziert und zielen darauf ab, Sie zu besänftigen und zum Kauf zu überreden.

Besonders schwierig gestaltet sich das Einschätzen von Labels und Siegeln, die Transparenz und Rückverfolgbarkeit garantieren sollen: Seien Sie kritisch und vorsichtig mit Siegeln, die sich nur auf Labortests stützen oder solchen, bei denen die Kontrollkette bei den Daunenverarbeitern endet. Tierleid kann aufgrund der vagen Aussagen nicht ausgeschlossen werden. Auch ist es wichtig, darauf zu achten, wie weit die Kontrollkette reicht. Laut Erfahrungen des Tierschutzes haben Unternehmen normalerweise keine vollständige Einsicht in ihre Daunenquellen (z.B. die Höfe, auf denen die Tiere gehalten werden), sondern verlassen sich lediglich auf Lieferanten-Zertifikate. Daher liegt es an Ihnen, eine Kontrolle der gesamten Lieferkette bis zur Elternfarm von Unternehmen einzufordern. Wenn diese nämlich nicht nachweisbar ist, können Lebendrupf, die Gewinnung als Nebenprodukt aus der Stopfmast oder andere tierquälerische Haltungsformen leider nicht ausgeschlossen werden, denn die bei vielen Kontrollen nicht miteinbezogenen Elterntiere sind es meist, die lebend gerupft werden.

Beim Einkauf sollten Sie beim Händler genau nachfragen, wofür ein Siegel steht und dieses anschließend kritisch prüfen: Wie soll garantiert werden, dass Lebendrupf und Stopfmast bzw. tierquälerische Haltungsformen in der Produktion ausgeschlossen sind?

Unser Rat

Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, dann schmücken Sie sich nicht mit fremden Federn und beschränken Sie den Kauf von Daunenprodukten auf wenige, dafür hochwertige Stücke. Es gibt bereits gute Bekleidung und Betten, die mit modernen Materialien gefüllt sind, und oft bessere Eigenschaften als Daunen haben.

Außerdem sind Synthetik-Textilien preiswerter, feuchtigkeitsresistenter und auch für Allergikerinnen und Allergiker oft besser geeignet, Daunenprodukte beherbergen gerne auch Hausstaubmilben. Die Umweltbilanz von aufwändig aufbereiteten Daunen aus umweltschädlicher, tierquälerischer industrieller Landwirtschaft ist stark negativ. Selbst Profis im Extremsport greifen oft zu synthetischen Daunenalternativen.

Trotzdem gilt bei Daunen und Synthetik, wie bei allen Textilien: Weniger ist mehr. Kaufen Sie lieber selten, aber dafür hochwertig und verwenden Sie die Produkte lange, lassen Sie sie aufbereiten und reparieren, dann tun Sie auch der Umwelt Gutes.

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