Coaching: So erkennen Sie unseriöse Anbieter und werden Verträge wieder los
Die Coaching-Branche boomt – doch nicht alle Angebote sind seriös. Oft verstecken sich hinter teuren Programmen leere Versprechungen. Erfahren Sie, wie Sie unseriöse Coaching-Anbieter erkennen und welche rechtlichen Möglichkeiten es gibt, aus Verträgen wieder herauszukommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Coaching soll beim Erreichen persönlicher Ziele in verschiedenen Lebensbereichen (z. B. Karriere, Finanzen oder Work-Life-Balance) helfen.
- Bei der Auswahl eines geeigneten Coachings ist Vorsicht geboten. Sind die Erfolgsgarantien unrealistisch, bleiben die Inhalte vage und wird vor dem Vertragsschluss Druck aufgebaut, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher lieber keinen Vertrag abschließen.
- Unliebsame Coaching-Verträge können unter bestimmten Umständen widerrufen, gekündigt oder mit Hilfe des Fernunterrichtsschutzgesetzes aufgelöst werden.
- Die Verbraucherzentrale empfiehlt, Coaching-Verträge vor dem Unterzeichnen gründlich zu prüfen und auf flexible Zahlungsmodalitäten zu achten. Die Verbraucherschützer bieten dazu eine unabhängige Beratung an.
Die Coaching-Branche wächst rasant, und die Auswahl an Anbietern ist groß. Damit Sie seriöse Coaches finden und Enttäuschungen vermeiden, haben wir zusammengefasst, worauf Sie achten sollten. Denn nach der ersten Euphorie macht sich oft Ernüchterung breit. Die Chancen eines abgeschlossenen Coaching-Vertrags wurden überbewertet, die Kosten dagegen unterschätzt.
So erkennen Sie unseriöses Coaching
Bei der Suche nach dem passenden Coaching sollten Sie auf folgende Warnsignale achten – seien Sie misstrauisch, wenn mehrere der Merkmale auf ein Angebot zutreffen:
- Kostenlose Coachings ohne echten Mehrwert: Seien Sie vorsichtig, wenn man Sie mit kostenlosen Einsteiger-Coachings lockt. Diese vermitteln meist keine Inhalte. Stattdessen sollen sie nur ein Gefühl von Gemeinschaft schaffen, um Sie anschließend zum Buchen teurerer Seminare zu bewegen.
- Unrealistische Erfolgsgarantien und Versprechen: Meiden Sie Coaches, die Ihnen versprechen, jeden gewünschten Erfolg zu erreichen – egal, welche Voraussetzungen Sie mitbringen. Dabei verweist der Coach häufig auf seine eigene Erfolgsgeschichte. Ein seriöses Coaching stellt Ihre Ziele und Bedürfnisse in den Mittelpunkt, ohne pauschale Erfolgsgarantien.
- Coach als Alleskönner: Misstrauen Sie einem Coach, der behauptet, in allen Lebensbereichen Expertenwissen zu haben. Kein Mensch kann in allen Bereichen gleichermaßen qualifiziert sein. Professionelle Coaches sind auf bestimmte Themen spezialisiert, sei es im beruflichen, persönlichen oder gesundheitlichen Bereich.
- Vage Infos zum Inhalt des Coachings: Das Konzept des Coachings ist nicht nachvollziehbar. Konkrete Inhalte werden nicht klar benannt. Die Erläuterungen sind allgemein gehalten und sollen möglichst viele Menschen ansprechen. Im Vertrag fehlen eine konkrete Leistungsbeschreibung, Hinweise zur Methodik, die Zielsetzung und die Dauer.
- Werbung über Social-Media-Plattformen: Werbung und Ansprache für das Coaching erfolgen fast ausschließlich über Social Media. Die Bewertungen für das Angebot sind durchweg positiv.
- Zeitdruck vor Vertragsabschluss: Vor dem Abschluss des Coachings wird Zeitdruck aufgebaut und Sie bekommen keine Bedenkzeit, um sich mit Freunden und Bekannten auszutauschen oder den Vertrag in Ruhe zu lesen. Nach dem Vertragsschluss werden Ihnen nur noch digitale Materialien zur Verfügung gestellt; persönlichen Kontakt zum Coach haben Sie nicht.
Gut zu wissen
Ob beruflicher Aufstieg, finanzieller Erfolg oder eine bessere Work-Life-Balance – ein Coaching kann Ihnen helfen, eigene Lösungen für ein Anliegen zu entwickeln. Mit Unterstützung von außen definieren Sie konkrete Ziele, um Hindernisse zu überwinden und das eigene Potenzial zur Weiterentwicklung voll auszuschöpfen. Im besten Fall gewinnen Sie neue Perspektiven und kommen Ihrem Ziel mit konkreten Schritten näher.
So kommen Sie aus einem Coaching-Vertrag heraus
Sind Sie trotz aller Vorsicht in ein Coaching eingestiegen und haben einen Vertrag abgeschlossen, den Sie eigentlich nicht haben möchten, gibt es mehrere Wege, diesen wieder loszuwerden.
1. Sie können den Vertrag widerrufen.
Bei Verträgen, die außerhalb von Geschäftsräumen abgeschlossen wurden, zum Beispiel online, via Video-Call, am Telefon oder auch auf einem Event, haben Sie in der Regel ein 14-tägiges Widerrufsrecht. In diesem Fall können Sie innerhalb der Frist ohne Angaben von Gründen vom Vertrag zurücktreten. Hat man Sie nicht ordnungsgemäß über Ihr Widerrufsrecht belehrt, können Sie sogar 1 Jahr und 14 Tage Gebrauch von Ihrem Widerrufsrecht machen. Doch Achtung, es gibt Fallstricke, mit denen versucht wird, Ihr Widerrufsrecht auszuhebeln:
- Es wird von Ihnen verlangt, dass Sie beim Vertragsabschluss angeben, dass Sie das Coaching als Unternehmer oder Unternehmerin abschließen. Anders als Verbrauchern und Verbraucherinnen steht Unternehmen kein gesetzliches Widerrufsrecht zu. Geben Sie also nur dann an, als Unternehmer oder Unternehmerin zu handeln, wenn dies auch den Tatsachen entspricht.
- Direkt nach Vertragsschluss erhalten Sie sofortigen Zugriff auf digitale Inhalte. Unter Verweis darauf teilt man Ihnen mit, dass ein Widerrufsrecht nicht mehr bestehe. Das ist bei rein digitalen Inhalten rechtlich zwar grundsätzlich möglich, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Sie müssen einmal vor Vertragsabschluss darüber informiert werden, dass Ihr Widerrufsrecht in diesem Fall erlischt und in einem zweiten Schritt explizit zustimmen (Achtung, in manchen Fällen ist die Einwilligung bereits für Sie angekreuzt.) In der Regel gehören zu einem Coaching-Programm neben digitalen Inhalten, die sofort abrufbar sind, auch weitere Leistungsbestandteile, die nicht sofort erbracht werden, wie zum Beispiel ein Kick-off-Gespräch. Unter diesen Umständen kann das Widerrufsrecht nicht vorzeitig erlöschen.
Tipp: Lassen Sie sich durch diese oft vorgeschobenen Argumente nicht einschüchtern. Unsere Juristinnen und Juristen beraten Sie, wenn Sie nicht weiterkommen sollten.
2. Sie können den Vertrag kündigen.
Eine andere Möglichkeit, einen Coaching-Vertrag wieder loszuwerden, ist die Kündigung. Lesen Sie die Regelungen zur Kündigung genau durch, bevor Sie unterschreiben oder einem Vertrag zustimmen. Da es sich beim Coaching oftmals um einen sogenannten Dienst höherer Art handelt, können Sie den Vertrag eigentlich jederzeit fristlos kündigen.
Tipp: Wenn Sie sich unsicher sind, schließen Sie erst mal nur einen Vertrag über einen kurzen Zeitraum ab. Zahlen Sie auch nie die Vergütung für die gesamte Vertragslaufzeit im Voraus, sondern vereinbaren Sie eine monatliche Zahlungsweise.
3. Sie können sich auf das Fernunterrichtsschutzgesetz berufen.
Eine weitere Möglichkeit, sich ggf. vom Vertrag zu lösen, bietet das sogenannte Fernunterrichtsschutzgesetz (FernUSG). Wer Fernunterricht im Sinne dieses Gesetzes anbietet, muss dafür eine staatliche Zulassung haben. Fehlt diese Zulassung, ist der Vertrag grundsätzlich unwirksam und Sie können Ihr Geld zurückverlangen.
Tipp: Unsere Juristinnen und Juristen prüfen, ob Sie diesen Weg bei Ihrem Coaching-Vertrag gehen können.
Unser Rat
Bevor Sie sich für ein Coaching entscheiden, sollten Sie nichts überstürzen. Prüfen Sie genau, was wirklich versprochen wird und wer Ihr Vertragspartner ist. Checken Sie Anschrift und Impressum. Lesen Sie die Vertragsbedingungen aufmerksam durch, insbesondere die Klauseln zum Widerrufsrecht und zu den Kündigungsmodalitäten.
Lassen Sie sich nicht zu schnellen Entscheidungen drängen. Oftmals geht es um hohe Summen von mehreren Tausend Euro. Achten Sie darauf, dass Sie in Teilbeträgen nach erbrachter Leistung zahlen und nicht den Gesamtbetrag vorab. Im Zweifel können Sie gegen ein Entgelt den Vertrag vor der Unterschrift von unseren Expertinnen und Experten überprüfen lassen, um auf Nummer sicher zu gehen. ⇒ Prüfung eines Coaching-Vertrags anfragen