Dispozinsen deutlich gestiegen
Immer mehr Menschen geraten angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten in finanzielle Bedrängnis. Viele Betroffene nutzen dann einen Dispokredit. Doch die Dispozinsen sind bei den meisten Banken viel zu hoch und im Vergleich zum letzten Jahr sogar deutlich gestiegen.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Dispositionskredit (umgangssprachlich „Dispokredit“, auch nur „Dispo“) ist die von Kreditinstituten auf einem Girokonto eingeräumte, betraglich begrenzte Überziehungsmöglichkeit.
- Verbraucherinnen und Verbraucher müssen bei vielen Banken und Sparkassen sehr hohe Dispozinsen zahlen, wenn sie ihr Konto überziehen. Der durchschnittliche Zinssatz liegt laut Stiftung Warentest bei rund zwölf Prozent. Ende letztes Jahres waren es noch 9,94 Prozent.
- Kreditinstitute sind gesetzlich verpflichtet, den Dispozins auf ihrer Internetseite zu veröffentlichen. Außerdem müssen sie ihre Kundinnen und Kunden über Alternativen zum Dispokredit aufklären, wenn diese ihren Dispo „dauerhaft und erheblich” in Anspruch nehmen.
Seit Jahren zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher für ihre Dispositionskredite (Dispo) Zinssätze, die in keinem angemessenen Verhältnis stehen. Angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten werden die teuren Kredite für immer mehr Menschen zur Kostenfalle.
Wucher mit Dispozinsen und Überziehungszinsen
Innerhalb der Branche verlangen die Unternehmen uneinheitliche Dispozinsen von ihren Kundinnen und Kunden: Einige Beispiele aus dem Dispozins-Vergleich der Stiftung Warentest vom Mai 2023:
- Die Deutsche Skatbank erhebt 0,0 Prozent Dispozinsen (im Kontomodell Flat)
- Die VR-Bank Landsberg-Ammersee will 16,46 Prozent.
- Die ING Diba nimmt 9,99 Prozent (2022: 6,99 Prozent) und
- die Deutsche Bank 13,04 Prozent (2022: 11,65 Prozent).
Zum 1. Oktober 2023 haben Kreditinstitute nochmal Prozentpunkte draufgeschlagen. Der durchschnittliche Zins für einen Dispokredit liegt aktuell bei rund 12 Prozent (2022: 9,94 Prozent) und damit deutlich höher als die Zinsen für einen herkömmlichen Ratenkredite mit einer Zinsbindung von 1 bis 5 Jahren. An dieser misslichen Situation hat sich in den letzten Jahren wenig geändert. Erfreulich ist einzig, dass alle Banken den Zinssatz per Gesetz mittlerweile auf ihren Internetseiten veröffentlichen müssen.
Nur Informationen helfen nicht weiter
Die Politik muss endlich handeln! Verbraucherinnen und Verbraucher dürfen durch Dispokredite nicht in schlimmere finanzielle Not geraten. Die Nutzung des Dispos sollte nur für kurze Zeit möglich und der Disporahmen begrenzt sein, auch ein Zinseszins-Verbot wäre ein gutes Mittel, um explodierende Kosten zu vermeiden.
Zwar sind Banken seit 2015 verpflichtet, aktiv das Gespräch mit ihren Kundinnen und Kunden zu suchen und über Alternativen zum Dispokredit aufzuklären, wenn diese ihren Dispokredit „dauerhaft und erheblich“ in Anspruch nehmen. Doch die Erfahrungen der zurückliegenden Jahre zeigen, dass diese Vorgabe wenig nützt. Wer will schon gerne mit seiner Bank reden, wenn das Konto andauernd ins Minus rutscht? Außerdem haben die Kreditinstitute wohl kaum ein Interesse daran, Betroffenen günstigere Ratenkredite anzubieten, wenn sie mit den hohen Zinsen der Dispokredite viel mehr verdienen können.
Verbraucherschutzministerinnen und -minister der Länder erwägen angesichts der teuren Kontoüberziehungen nun eine Obergrenze für Dispozinsen. Wir sind gespannt ...
Unser Rat
Information ist gut. Transparenz ist gut. Beratung ist gut. Dennoch werden alle drei Punkte zusammen nicht helfen, die Dispozinsen auf ein sinnvolles Maß zu reduzieren. Das Nachsehen haben die Verbraucherinnen und Verbraucher, die – wenn sie einmal in der Schuldenfalle stecken – auf keinen grünen Zweig mehr kommen.
Ist Ihr Konto dauerhaft im Dispo? Dann raten wir Ihnen, sich aktiv nach einem günstigen Ratenkredit umzuschauen. Hier sind die Zinsen für Sie günstiger. Haben Sie keine Aussicht auf einen Kredit, sollten Sie sich an eine Schuldnerberatung wenden. Unsere Expertinnen und Experten helfen weiter, wenn Ihnen die Schulden über den Kopf wachsen.