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Edeka: Kleine Packungen rar gesät und oft kein Schnäppchen

Mit viel Tamtam hat Edeka zusätzliche Kleinpackungen für den „bedarfsgerechten Einkauf“ angekündigt. Wir haben uns in Edeka-Märkten umgesehen. Nach unserer Stichprobe hält der Einzelhändler nicht alle seine Versprechungen.

Markt von Edeka

Das Wichtigste in Kürze

  1. Edeka bietet eigenen Aussagen zufolge rund 40 Produkte der Eigenmarke Gut & Günstig zusätzlich zur Normalgröße auch in kleineren Packungen an, um Lebensmittelverschwendung vorzubeugen.
  2. Trotz intensiver Suche konnte die Verbraucherzentrale Hamburg bei einer Erhebung im Juni jedoch nur zwei Drittel der versprochenen Kleinpackungen finden. Im Durchschnitt waren es bloß acht pro Filiale.
  3. Rund die Hälfte der kleineren Verpackungen war um mindestens 10 Prozent teurer als die Normalgröße. Der größte Preisunterschied lag bei 65 Prozent.
  4. Als echte preisliche Alternative zur Normalgröße können nur sechs Kleinpackungen angesehen werden.
  5. Die Verbraucherzentrale begrüßt die Initiative von Edeka, wünscht sich jedoch ein flächendeckendes Angebot ohne happige Preisaufschläge, sodass Verbraucherinnen und Verbraucher eine echte Wahl haben.
Stand: 15.08.2023

Viele Lebensmittel landen in der Mülltonne – 12 Millionen Tonnen pro Jahr in Deutschland. Auch private Haushalte tragen dazu bei. Um dieser Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken, bietet Edeka seit Anfang dieses Jahres einige Produkte der Eigenmarke Gut & Günstig nicht nur in der herkömmlichen Normalgröße, sondern auch in kleineren Packungen mit weniger Inhalt an. Das erweiterte Sortiment soll Ihnen helfen, bedarfsgerechter einzukaufen, Geld zu sparen und die Lebensmittelabfälle in Ihrem Haushalt zu reduzieren. Wir haben uns das Angebot in 10 Edeka-Märkten angeschaut.

Kleinpackungen machen sich rar im Regal

Unter der Überschrift „Food Waste – So können Sie Lebensmittelverschwendung vermeiden“ wirbt Edeka auf seiner Internetseite für rund 40 in kleineren Verpackungsgrößen erhältliche Lebensmittel wie zum Beispiel Milchprodukte, Salate, Konserven und Backwaren. Beworben werden diese zusätzlich mit einem gelben „Kleiner Kauf“-Sticker auf der Packung.

Bei unserer Erhebung im Juni konnten wir trotz intensiver Suche in zehn Filialen insgesamt nur 27 Produkte in den Regalen bei Edeka finden. Das sind gerade einmal zwei Drittel der versprochenen Kleinpackungen.

Neun der „Kleiner Kauf“-Produkte waren überhaupt nicht zu entdecken. Eier, Chicken Nuggets und den jungen Gouda hingegen haben wir nur einmal ausfindig gemacht. Lediglich der Speisequark wurde überall angeboten. Im Durchschnitt waren pro Filiale bloß acht Lebensmittel (20 Prozent) sowohl in Normal- als auch in Kleinpackungen verfügbar.

Produkte in kleinen Packungen oft teurer

Die Füllmenge der Kleinpackungen ist in der Regel um mindestens 50 Prozent geringer; nur bei vier Produkten wurde der Inhalt deutlich weniger reduziert. Pro Kilogramm sind die kleineren Verpackungen allerdings oft teurer als die Normalgröße. Den höchsten Preisaufschlag von 65 Prozent gab es bei einem Naturjoghurt. Als echte Alternative können nur sechs Kleinpackungen angesehen werden, da ihr Preis im Verhältnis zur Normalgröße quasi gleich ist, sowie in einer einzigen Filiale ein günstigerer Erbseneintopf. 19 Produkte und damit rund die Hälfte sind dagegen mindestens um 10 Prozent teurer als das Lebensmittel in der herkömmlichen Packung.

Edeka betont, dass es sich bei den Kleinpackungen nicht um Mogelpackungen handele. Die „Kleiner Kauf“-Produkte seien preislich nicht im genauen Verhältnis zur Normalgröße angepasst, was an bestehenden Fixkosten wie beispielsweise Produktions- und Logistikkosten liege, die unabhängig von Größe und Inhalt der Produkte seien. Bei einigen Produkten haben wir nach unseren Preiserhebungen aber Zweifel an dieser Aussage.

Verpackungen schrumpfen nicht mit Inhalt

Die Verpackungen der „Kleiner Kauf“-Produkte sind häufig nur geringfügig kleiner als die Normalpackung. Vor allem bei den Walnusskernen, dem Gouda und dem Hinterkochschinken ist kaum ein Unterschied zwischen beiden Verpackungsgrößen zu sehen.

Präsentation der „Kleiner Kauf“-Produkte verbesserungswürdig

Ein gelber Hinweis auf der jeweiligen Vorderseite der Verpackung mit den Worten „Kleiner Kauf. Kleine Menge. Weniger Food Waste!“ kennzeichnet die kleineren Produkte. Verbraucherinnen und Verbrauchern scheint die besondere Kennzeichnung jedoch nicht unbedingt aufzufallen, da uns die Produkte schon häufiger als Mogelpackungen gemeldet wurden.

Erschwerend kommt hinzu, dass beide Packungsvarianten nicht immer nah beieinander im Regal stehen und man sich in manchen Läden gezielt auf die Suche begeben muss. In einem Fall wurde die Kleinpackung sogar an einer ganz anderen Stelle im Supermarkt angeboten als das Produkt in der normalen Verpackung. Auf diese Weise lassen sich außerdem die Grundpreise nur mit zusätzlichem Aufwand vergleichen. Zufall oder Kalkül?

Unser Fazit

Wenn diese an sich gute Initiative zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen kein PR-Gag bleiben soll, muss Edeka nachlegen und viel mehr Produkte in kleineren Packungen zu vergleichbaren Preisen und gut auffindbar in den Verkauf nehmen. Es nützt der Sache wenig, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher nur vereinzelt die Wahl zwischen verschiedenen Packungsgrößen haben.

Tipps gegen Lebensmittelverschwendung

Nicht nur der Kauf kleinerer Mengen kann helfen, die Verschwendung von Lebensmittel zu reduzieren. Beherzigen Sie unsere Tipps, damit in Ihrem Haushalt möglichst wenige Produkte in der Tonne landen.

  • Checken Sie Ihre Lebensmittelvorräte regelmäßig und brauchen Sie alte Lebensmittel zuerst auf.
  • Bedenken Sie: Selbst nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums können Sie viele Lebensmittel noch wochen- oder sogar monatelang essen. Prüfen Sie abgelaufene Produkte mit Augen, Nase und Mund. Verlassen Sie sich auf Ihre Sinne. Unsere Checkliste hilft Ihnen bei der Einschätzung.
  • Auch die richtige Lagerung der Lebensmittel spielt eine wichtige Rolle. Bestücken Sie Ihren Kühlschrank entsprechend der verschiedenen Kühlzonen. Bereits geöffnete Lebensmittel sollten stets gut verschlossen sein oder umgefüllt werden.
  • Sie haben zu viel gekauft oder zu viel gekocht? Übrig gebliebene Lebensmittel können Sie im Tiefkühlfach über Monate hinweg haltbar machen.
  • Sie haben keine Zeit, Reste sinnvoll zu verarbeiten? Ihr Tiefkühlfach ist voll? Mit Freunden, Nachbarn oder über Sharing-Plattformen können Sie Lebensmittelreste teilen.

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