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Salmonellen: rund 300 Infizierte durch belastete Produkte von Ferrero

Ferrero ruft im Frühjahr 2022 viele Produkte der Marke Kinder wie etwa Überraschungseier, Schoko-Bons sowie Mini Eggs zurück. Das belgische Werk, in dem die Süßwaren produziert wurden, wurde wegen einer Belastung mit Salmonellen von den Behörden geschlossen. Inzwischen ist dieses wieder in Betrieb. Wir haben Hintergrundinformationen für Sie zusammengestellt.

Lebensmittelrückruf: Produktfoto Überraschungsei (2022)

Das Wichtigste in Kürze

  1. Der Lebensmittelkonzern Ferrero musste Anfang April 2022 Süßigkeiten der Marke Kinder zurückrufen, weil sie mit Salmonellen-Erkrankungen in Europa in Verbindung gebracht werden. Das belgische Werk des Konzerns in Arlon wurde zeitweise von den Behörden geschlossen. Zudem ermittelt die belgische Staatsanwaltschaft gegen das Unternehmen.
  2. Im Juni 2022 führten belgische und luxemburgische Ermittlungsbehörden Razzien an mehreren Standorten von Ferrero durch. Hierbei wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft der belgischen Provinz Luxemburg unter anderem Dokumente und Computer-Hardware beschlagnahmt. 
  3. Alle in der Fabrik in Belgien hergestellten Produkte wurden zurückgerufen. Denn Salmonellen können Magen-Darm-Erkrankungen auslösen. 
  4. Dieser Skandal zeigt deutlich, wo die Schwächen der Lebensmittelüberwachung in Europa liegen. Hier sind dringende Nachbesserungen notwendig.

Update: 18.07.2023

Ende Juni 2023 wurde die Produktion im Ferrero-Werk in Arlon wieder gestoppt. Die Lebensmittel-Behörde ist darüber informiert, dass auch dieses mal Salmonellen im Werk gefunden wurden. Bislang sollen die Salmonellen jedoch noch nicht in Produkten nachgewiesen worden sein, sodass es zu keinem Rückruf kam. Innerhalb von zwei Wochen soll die Fabrik gereinigt werden.

Update: 10.06.2022

Die Folgen des Ferrero-Skandal sind jetzt bekannt. Spiegel Online berichtete Anfang Juni folgende Zahlen:

  • Mindestens 266 bestätige Fälle in verschiedenen Ländern, die sich höchstwahrscheinlich mit Salmonellen durch den Verzehr von kinder-Produkten infiziert hatten. Teilweise werden auch 324 Betroffene genannt. Ein Großteil der Erkrankten waren 10 Jahre alt oder jünger.
  • Insgesamt musste Ferrero über 3.000 Tonnen Produkte der Marke Kinder entsorgen.

Aktuell gab es verschiedene Razzien bei Ferrero in Belgien und auch im Hauptsitz des Konzerns in Luxemberg durch verschiedene Ermittlungsbehörden. Es sollen laut Staatsanwaltschaft Dokumente und Computer-Hardware beschlagnahmt worden sein. Es besteht der Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung und unterlassenen Hilfeleistung durch die verspätete Warnung der Konsumenten und den verspäteten Produktrückruf. Auch französische Behörden haben Vorermittlungen aufgenommen, weil Foodwatch France eine Klage gegen Ferrero eingereicht hat. So sollen in Frankreich mehr als 100 Kinder durch den Verzehr von Produkten der Marke Kinder erkrankt sein.

Das betroffene Werk in Belgien war viele Wochen geschlossen und soll eigentlich am 13. Juni 2022 wieder in Betrieb genommen werden. Ob dies nach den aktuellen Durchsuchungen weiterhin der Fall sein wird, ist noch nicht klar..

Der Lebensmittelkonzern Ferrero musste bei diesem Skandal große Versäumnisse eingestehen. So etwas darf nicht noch einmal passieren! Auch die Politik muss handeln und die Meldepflichten für Verunreinigungen bei Lebensmittelunternehmen verschärfen. Außerdem müssen die Rückrufe von Produkten schneller, einheitlicher und koordinierter angeordnet werden.

Stand: 28.04.2022

Welche Produkte sind betroffen?

Alle Überraschungseier in Mehrfachpackungen  sowie die Maxi-Version, Mini Eggs und Schoko-Bons (auch Weihnachtsware) der Marke Kinder, die im Ferrero-Werk in Arlon (Belgien) hergestellt werden – unabhängig vom Produktionsdatum – müssen aus dem Verkauf genommen bzw. zurückgerufen werden. Nach Aussage von Ferrero gegenüber den Verbraucherzentralen sind einzelne Kinder Überraschungseier vom Rückruf in Deutschland nicht betroffen, da sie in der Produktionsstätte in Stadtallendorf (Hessen) hergestellt werden.

Wir empfehlen Verbraucherinnen und Verbrauchern derzeit vorsorglich keine Überraschungseier, Mini Eggs und Schoko-Bons der Marke Kinder zu essen.

  • Kinder Überraschung 3er-Pack (3 x 20 g), Classic Ei | 
    Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD): Alle
    EAN VB: 4008400240329
  • Kinder Überraschung 3er-Pack (3 x 20 g), Rosa Ei |
    Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD): Alle
    EAN VB: 4008400480329
  • Kinder Überraschung 4er-Pack (4 x 20 g) | 
    Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD): Alle
    EAN VB: 4008400240527
  • Kinder Schoko-Bons 
    (125 g, 200 g, 300 g, 200 g + 25 g gratis, 300 g + 50 g gratis, 350 g, 500 g) |
    Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD): Alle
    5413548280189
    5413548283128
    4008400621722
    4008400280127
    4008400621920
    8000500269633
    5413548015552
  • Kinder Schoko-Bons White (200 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 8000500289877
  • Kinder Überraschung Maxi Classic Ei (100 g) | MHD: Alle
  • Kinder Überraschung Maxi Rosa Ei (100 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 4008400230825
  • Kinder Überraschung Maxi Ei Schlümpfe (100 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 8000500269008
  • Kinder Mini Eggs Haselnuss (100 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 8000500196809
  • Kinder Mini Eggs Cacao (100 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 8000500361207
  • Kinder Mini Eggs Kinder Schokolade (100 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 8000500234303
  • Kinder Mini Eggs Mix (250 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 8000500295168
  • Kinder Mix Bunte Mischung (132 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 4008400313221
  • Kinder Mix Körbchen (86 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 8000500350911
  • Kinder Mix Tüte (193 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 8000500371466
  • Kinder Maxi Mix Plüsch (133 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 4008400271323
  • Kinder Happy Moments (162 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 8000500284391
  • Kinder Happy Moments Mini Mix – Grüße Edition (162 g) | MHD: Alle
    EAN VB: 8000500284391
  • Kinder Mix Geschenktüte 194g
    Mindesthaltbarkeitsdatum: Alle
    EAN VB: 8000500390160
    Dieses Produkt wurde in Deutschland in Testmärkten in Verkehr gebracht. 

Weihnachtsartikel der Saison 2021

  • Kinder Überraschung Maxi Classic Ei Weihnachten (100 g)
    Mindesthaltbarkeitsdatum: Alle
    EAN VB: 4008400230726
  • Kinder Überraschung Maxi Rosa Ei Weihnachten (100 g)
    Mindesthaltbarkeitsdatum: Alle
    EAN VB: 4008400231723
  • Kinder Mix Stiefel (219 g)
    Mindesthaltbarkeitsdatum: Alle
    EAN VB: 8000500371435
  • Kinder Mix Geschenktüte (193 g)
    Mindesthaltbarkeitsdatum: Alle
    EAN VB: 8000500370551
  • Kinder Maxi Mix Plüsch (133 g)
    Mindesthaltbarkeitsdatum: Alle
    EAN VB: 4008400270326
  • Kinder Mix Tischadventskalender
    Mindesthaltbarkeitsdatum: Alle
    EAN VB: 8000500242131

Übrigens

Weihnachtsartikel kurz vor Ostern zurückzurufen, ist wirklich ein Witz! Wir meinen, Verbraucherinnen und Verbraucher wurden durch diesen Rückruf geradezu verhöhnt. Man kann davon ausgehen, dass praktisch alles an gekauften Weihnachtsartikeln zum Zeitpunkt des Rückrufs bereits verzehrt wurde. Und was den ersten, sehr zögerlichen Rückruf der Süßwaren angeht, so haben wir den Verdacht, dass Ferrero auf Kosten der Lebensmittelsicherheit und des vorbeugenden Verbraucherschutzes wohl sein Ostergeschäft retten wollte.

Wie gefährlich sind Salmonellen?

Salmonellen können Magen-Darm-Erkrankungen (Salmonellose) auslösen. Insbesondere für Immungeschwächte, ältere Menschen und Kinder können die Erreger gefährlich sein. Symptome sind etwa Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen, Kreislaufprobleme und Fieber. Personen mit diesen Symptomen, die in der Regel innerhalb einiger Tage nach der Infektion auftreten, sollten unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Warum werden die Produkte zurückgerufen?

Die von Ferrero vorsorglich zurückgerufenen Produkte wurden in einem Werk in Belgien (Arlon) hergestellt. Dieses Werk wurde vorübergehend von den belgischen Behörden geschlossen, weil Ferrero nur unvollständige Infos herausgegeben haben soll. Das Werk soll eines der größten Süßwarenproduktionsstandorte in Europa sein und nach Medienangaben rund sieben Prozent der weltweit hergestellten Süßwaren für die Marke Kinder von Ferrero produzieren.

Ferrero hat in einer Pressemitteilung vom 7. April 2022 verspätet eingestanden, dass man schon seit 15. Dezember 2021 von einem Salmonellen-Befall in dieser Produktionsstätte wusste. Der Mitteilung zufolge wurden am 15. Dezember in zwei Buttermilch-Tanks Salmonellen festgestellt. Der Lebensmittelkonzern erweckt in der Mitteilung jedoch den Eindruck, dass man mit baulichen Maßnahmen und einer höheren Kontrolldichte alles im Griff hätte.

Der erste Rückruf des Konzerns erfolgte in Großbritannien. Mit zeitlicher Verzögerung hatte sich Ferrero dann auch in Deutschland zu einem Rückruf entschlossen, da auch bei uns Salmonellen-Erkrankungen mit diesen Produkten in Verbindung standen. Es wurden sowohl in dem belgischen Werk wie auch bei den erkrankten Patienten der gleiche Typ Salmonellen festgestellt (Salmonella Typhimurium). In Europa und in Großbritannien sind bis zum 18. Mai 2022 ganze 324 Fälle bestätigt worden.

Rückrufe gab es außerdem in Frankreich, Belgien, Großbritannien, Deutschland, Schweden und den Niederlanden, weil auch dort potenziell belastete Schokowaren aus Belgien verkauft wurden. Sogar in Australien, Neuseeland und Israel gab es Rückrufe. Von den Verunreinigungen betroffen waren hauptsächlich Kinder unter 10 Jahren, einige davon mit schweren klinischen Symptomen wie blutigem Durchfall.

In der Zwischenzeit wurde am 18. Mai 2022 ein Bericht der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) und der ECDC (Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten) zu dem Fall veröffentlicht. Danach wurden nicht nur im Dezember Salmonellen in dem Werk nachgewiesen, sondern auch noch einmal im Januar. 

Im Juni 2022 führten belgische und luxemburgische Ermittlungsbehörden weiterhin Razzien an mehreren Standorten von Ferrero durch, darunter auch im Werk in Arlon. Hierbei wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft der belgischen Provinz Luxemburg unter anderem Dokumente und Computer-Hardware beschlagnahmt.  Es soll aufgeklärt werden, ob Ferrero gegen seine Meldepflichten als Lebensmittelhersteller sowie gegen die gesetzlichen Bestimmungen zur Lebensmittelsicherheit und -hygiene verstoßen hat.

 

Unsere Meinung

Es ist ein Skandal, was bei so einem großen Unternehmen passiert ist! Wieso bekam ein Konzern wie Ferrero ein wohl schon seit Monaten existierendes Problem in der Fertigung anscheinend nicht in den Griff? Wieso wurden Verbraucherinnen und Verbraucher erst knapp vier Monate nach dem ersten Vorfall informiert – und zwar, wenn es überhaupt keinen anderen Ausweg mehr zu geben scheint und erste Krankheitsfälle mit den Produkten des Konzerns in Verbindung gebracht werden?

Lang genug hatte Ferrero das Problem unter den Teppich gekehrt, die Produktion in seinem belgischen Werk aufrechterhalten und weiterhin Süßwaren in die ganze Welt geliefert. Dann haben endlich die Behörden eingegriffen und die Produktionsanlage vorübergehend geschlossen. Unserer Meinung nach viel zu spät!

Wir fragen uns: Wurde seitens der Behörden genug getan, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten? Bei über 300 Krankheitsfällen wohl eher nicht. Zwar hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) am 6. April mitgeteilt, dass bestimmte Schokoladenprodukte Salmonellenerkrankungen ausgelöst haben. Doch der Name des betroffenen Unternehmens und dessen Produkte wurden zuerst nicht genannt. Warum wurden Verbraucherinnen und Verbraucher nicht früher konkret informiert? Warum wurde bis zum 7. April noch nicht einmal der Salmonellenausbruch im europäischen Schnellwarnsystem dokumentiert? Hier sind wirklich viele Fragen offen, die kein gutes Bild auf die europäische Lebensmittelüberwachungsbehörden, die Kommunikation der Behörden und den Verbraucherschutz in Europa werfen.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat zusammengefasst, was verbessert werden muss:

  • Meldepflichten müssen ausgeweitet werden. Lebensmittelunternehmen sollten verpflichtet werden, Behörden grundsätzlich zu informieren, wenn sie Salmonellen oder andere mikrobiologische Gefahren in ihren Produkten festgestellt haben. 
  • Informationen zu Rückrufen müssen schneller und umfassender kommuniziert werden, am besten mit verbindlichen Formulierungen.
  • Die Rückgabe der betroffenen Produkte sollte unkompliziert über den Handel erfolgen.

Bücher und Broschüren