Kreditkarten & Kredite: Money well spent
Mit Studium oder Ausbildungszeit beginnen für viele auch die finanziellen Sorgen: Die monatlichen Kosten für Miete, Strom, Lebensmittel, Fahrkarten oder Uni machen am Ende des Monats mehrere hundert Euro aus. Kann man sich gerade einmal das und nicht viel mehr leisten, scheint ein Kredit eine einfache Lösung zu sein.
Das sollte man wissen
- Kredite sind nicht grundsätzlich schlecht. Viele Menschen können nur mithilfe eines Darlehens ein Jahr im Ausland verbringen, eine Ausbildung machen oder ein Studium absolvieren.
- Bevor man jedoch einen Kreditvertrag unterschreibt, sollte man prüfen, ob es noch andere Möglichkeiten gibt, um finanziell unabhängiger zu sein. Zum Beispiel durch ein Stipendium, staatliche Zuschüsse wie BAföG oder Hilfe aus dem Familienkreis.
- Kredite haben ihre Tücken. So muss man volljährig sein, um sie überhaupt abschließen zu können. Außerdem lauern Kostenfallen im Kleingedruckten. Wer das falsche Produkt für den falschen Zweck auswählt, hat am Ende viel Ärger am Hals.
Wenn das BAföG nicht reicht, das Ausbildungsgehalt eher knapp bemessen ist und die Finanzspritze der Eltern auch eher dürftig ausfällt, können Kredite helfen. Doch Achtung, ein Kredit ist ein Kredit! Wer ein Darlehen – wofür auch immer – aufnimmt, muss in der Regel mehr Geld zurückzahlen als er oder sie bekommen hat. Es werden Zins und Zinseszins fällig. Sicherer und sinnvoller ist es, erst Ersparnisse aufzulösen, sodass man sich eine möglichst geringe Summe leihen muss.
Kredite können teuer werden
Kreditverträge sollte man nicht leichtfertig unterzeichnen, denn es dauert oft Jahre, bis man sie wieder los ist. Beim Abschluss unbedingt auf die Vertragsdetails achten, wie beispielsweise die Möglichkeiten zur Sondertilgung und die Bedingungen für die Rückzahlung. Einen Vertrag über einen Kredit – ob bei Bank, Versandhaus oder Telefonanbieter – gibt es in der Regel nur, wenn man volljährig ist. Und auch dann sind die Hürden hoch. Die Schufa muss grünes Licht geben, oder es sind sogenannte Sicherheiten vorzuweisen.
Gut zu wissen
Unseriöse Anbieter versprechen auch „schufafreie“ Kredite, doch für diese soll man erst einmal bezahlen – und macht so noch mehr Schulden! Im schlimmsten Fall hat man Bearbeitungsgebühren oder Vermittlungsprovisionen überwiesen, bekommt aber trotzdem keine Finanzspritze.
Staatlich geförderte Kredite mit sehr niedrigen Zinsen sind oft der bessere Weg, um sich in der Ausbildungs- oder Studienzeit einen finanziellen Spielraum zu verschaffen. Sie können auch eine Alternative zu den Darlehen privater Banken und Sparkassen sein.
Null Prozent und trotzdem teuer
Neue Sneaker, neues Tablet, neue Klamotten – mit einem Ratenkauf sind viele Wünsche nur einen Klick entfernt. Gezahlt wird später, dafür aber deutlich mehr. Alle Käufe werden durch die zusätzlichen Zinsen am Ende teurer.
Vorsicht ist besonders bei den sogenannten Null-Prozent-Finanzierungen geboten. Was nach null Kosten klingt, ist in Wahrheit eine Kostenfalle. Mit einer solchen Finanzierung schließt man nämlich häufig nur einen Vertrag über eine Kreditkarte (Revolving-Card) ab, um die Ware zu bezahlen. Zwar kann man mit der Karte tatsächlich erst einmal zinsfrei einkaufen, aber schon nach wenigen Monaten werden ziemlich hohe Zinsen fällig. Die wenigen zinsfreien Monate reichen in der Regel nur aus, um einen Bruchteil des Kaufpreises abzuzahlen.
Passende Kreditkarte finden
Gerade bei Kreditkarten sollte man sehr genau hinschauen. Mit ihnen kann man in Online-Shops und Läden zahlen (nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern der Erde) oder rund um den Globus Geld am Automaten abheben. Deswegen sind die Karten so beliebt. Kreditkarten gibt es zum Girokonto dazu – oder von Anbietern, die die Karten nicht an ein Konto knüpfen. Je nach Kreditkartenart werden die Umsätze unterschiedlich abgerechnet und es entstehen entsprechende Kosten.
- Charge: Einmal im Monat werden alle Umsätze der Kreditkarte per Lastschrift vom Girokonto eingezogen. Als Kunde bekommt man quasi einen Kredit über einen kurzen Zeitraum.
- Debit: Alle Buchungen der Kreditkarte werden direkt vom Konto eingezogen. Eine Debit-Card ist also keine echte Kreditkarte und kann daher auch nicht für die Kaution, zum Beispiel beim Leihen eines Mietwagens, genutzt werden.
- Credit / Revolving: Jeden Monat wird nur ein Teil der Kreditkartensumme vom Girokonto abgebucht. Für diese Teilzahlungsoption fallen allerdings hohe Zinsen an, zum Beispiel bei „Null-Prozent-Finanzierungen“. Den gesamten Kreditbetrag sofort zu begleichen, ist ein Weg, um Zinszahlungen zu vermeiden.
- Prepaid: Die Karte muss vor dem Bezahlen mit Geld aufgeladen werden. Es kann nur so viel ausgegeben werden, wie auf der Kreditkarte ist. Ein mit der Kreditkarte gezahlter Betrag wird sofort vom Guthaben abgezogen.
Eine Kreditkarte bekommt man in der Regel – wie einen Kredit auch – erst, wenn man volljährig und geschäftsfähig ist, und die Schufa nichts Negatives über einen gespeichert hat. Prepaid-Karten gibt es auch ohne Bonitätsprüfung. Viele Gebühren und Zinsen für Kreditkarten lassen sich vermeiden, wenn man die richtige Wahl trifft.
Wichtig: Geht mal eine Karte verloren oder wird sie geklaut, muss sie sofort gesperrt und der zentrale Sperrnotruf unter +49 116 116 informiert werden.
Auch der „Dispo“ ist ein Kredit
Beim sogenannten Dispositionskredit („Dispo“) kann man sein Girokonto bis zu einem bestimmten Betrag überziehen. Für diesen Service verlangen Banken und Sparkassen außerordentlich hohe Zinsen. Ist man knapp bei Kasse, ist der „Dispo“ also keine gute Alternative. Steckt das Konto länger im Minus, ist ein Ratenkredit häufig günstiger als der „Dispo“.
Finger weg von Minikrediten
Kurzzeit- oder Minikredite bis maximal 199 Euro versprechen schnelle finanzielle Hilfe – in der Regel auch ohne ausreichende Kreditwürdigkeit. Doch die Kosten für die Kredite können extrem hoch sein. Außerdem sind die Rückzahlungsfristen sehr kurz und so landet man ruckzuck in der Verschuldungsfalle. Bei Ebbe auf dem Konto sind diese Kredite keine Lösung! Fatal: Gerade junge Menschen werden von den Anbietern dieser Kredite umgarnt und die Risiken dabei oft heruntergespielt oder gar nicht erst erwähnt.
Kreditfalle „Buy now, pay later“
Mit „Buy now, pay later“ bieten Zahlungsdienstleister wie Paypal oder Klarna die Möglichkeit, die Zahlungsfrist für Einkäufe mit einem Klick zu verlängern. Wie praktisch!? Das Problem: Die Zahlung ist nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. Auf diese Weise verliert man leicht den Überblick über noch offene Rechnungen.
Unser Rat
Mit jedem Kredit und jedem Zahlungsaufschub könnt ihr in die Schuldenfalle tappen. Besser ist es daher immer, erst zu sparen und dann zu kaufen. Wenn es ohne Darlehen wirklich nicht geht, solltet ihr euch die Angebote vorher sehr genau anschauen. Sind die Konditionen schlecht und die Kosten hoch, kann das Abstottern viel länger dauern und ziemlich teuer werden. Grundsätzlich müssen die Monatsraten fürs Darlehen gut ins Budget passen. Günstige Kredite bekommt man eigentlich nur, wenn die Bonität stimmt und keine weiteren Kostenfallen wie Restschuldversicherungen im Vertrag lauern.
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