Wichtige Versicherungen: Better safe than sorry
Bis zum Ende der Schulzeit muss man sich meist keine Gedanken über seinen Versicherungsschutz machen. Über die Verträge der Eltern ist man im besten Fall mitversichert. Mit der Volljährigkeit, dem Beginn von Ausbildung und Studium oder dem Umzug in eine eigene Wohnung kann sich das ändern. Doch welche Versicherungen braucht man wirklich?
Das sollte man wissen
- Versichern sollte man sich vor allem gegen schlimme finanzielle Folgen durch unabwendbare und schicksalhafte Ereignisse. Das kann eine schwerwiegende Krankheit sein.
- Wichtig sind eine Krankenversicherung, eine private Haftpflichtversicherung und – spätestens mit dem Berufseinstieg – auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
- Vor Abschluss eines Versicherungsvertrags sollte man sich vergegenwärtigen, dass Versicherungsvermittler mit manchen Produkten viel Geld verdienen und mit anderen nicht.
Versicherungen sollen uns vor einer finanziellen Katastrophe bewahren, einem echten Super-GAU. Natürlich ist es ärgerlich, wenn das Smartphone kaputtgeht oder im Urlaub der Koffer geklaut wird, doch in eine finanziell bedrohliche Situation gerät man dadurch meistens nicht. Wer sich gegen jede mögliche Unannehmlichkeit absichert, verliert dabei ausgerechnet den finanziellen Spielraum, den er durch Versicherungen haben möchte. Nur ganz wenige Versicherungen sind wirklich wichtig.
Krankenversicherung ist ein Muss
Die Krankenversicherung ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Alle mit einem Wohnsitz in Deutschland müssen sich krankenversichern. Kinder und Jugendliche sind in der Regel über ihre Eltern versichert, doch spätestens ab dem 25. Geburtstag müssen sich die meisten selbst darum kümmern. Wer das nicht tut, kann Beitragsschulden anhäufen und hat außerdem nur eingeschränkten Versicherungsschutz.
In Deutschland ist man entweder gesetzlich (GKV) oder privat (PKV) versichert. Die meisten Menschen sind in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtversichert, manche können wählen, ob sie gesetzlich oder privat krankenversichert sein wollen. Beide Systeme sind sehr unterschiedlich: Die gesetzliche Krankenversicherung ist ein solidarisches System. Wer wenig Geld hat, zahlt auch wenig. Die Leistungen werden vom Gesetz bestimmt und immer wieder dem aktuellen Stand der Medizin angepasst. Es gilt das Sachleistungsprinzip: Versicherte müssen beim Arzt nur ihre Krankenversicherungskarte vorlegen und nicht den Arzt selbst bezahlen. In der privaten Krankenversicherung können Menschen aus bestimmten Gründen abgelehnt werden. Es gibt kein Solidaritätsprinzip: Jede und jeder muss das zahlen, was seine Gruppe an Kosten erzeugt. Beitragssteigerungen orientieren sich daher nicht an der Leistungsfähigkeit des Einzelnen. Die Leistungen müssen individuell ausgehandelt werden. In Teilbereichen können sie mehr bieten, aber auch weniger. Arztrechnungen muss man selbst bezahlen und sich dann um die Erstattung bei der Versicherung kümmern.
- Bufdi, FSJ, FÖJ: Wer sich nach der Schule im Bundesfreiwilligendienst (BFD), im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder im Freiwilliges Ökologischen Jahr (FÖJ) engagiert, wird versicherungspflichtig in der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Kasse kann frei gewählt werden.
- Auszubildende: Wer eine Ausbildung beginnt, wird ebenfalls versicherungspflichtig. Bei einem Gehalt von nur einigen hundert Euro im Monat hat, kommt nur eine gesetzliche Krankenkasse in Frage.
- Studierende: Wer ein Studium aufnimmt, kann meist weiter über die Eltern krankenversichert sein. Sonst kommt die Krankenversicherung der Studenten oder auch eine private Krankenversicherung in Frage.
- Berufsstarter: Berufsstarter im Angestelltenverhältnis werden aufgrund des meist überschaubaren Einsteigergehalts nicht die Wahl zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung haben, sondern pflichtversichert in der GKV sein. Wer den Sprung in die Selbständigkeit wagt, darf unabhängig von seinem Einkommen auch die private Krankenversicherung wählen. Beamte können ebenfalls wählen, ob sie die Beihilfe mit der GKV oder der PKV (⇒ mehr Infos) kombinieren.
Gesetzlich oder privat? – die Wahl der Krankenversicherung zum Berufsstart ist meist eine Entscheidung fürs Leben. Denn ein Wechsel zwischen beiden Systemen ist nicht ohne Weiteres möglich. Wer sich einmal gegen die gesetzliche Krankenversicherung und für die private entschieden hat, kommt nicht mehr so leicht ins System der Krankenkassen zurück.
Gut zu wissen
Wer viel reist, kann eine private Reisekrankenversicherung abschließen. Das ist auch noch kurz vor Reiseantritt möglich und kostet etwa 15 Euro pro Jahr. Die gesetzlichen Krankenkassen kommen nämlich nur eingeschränkt für Behandlungen im Ausland auf. Wichtig beim Auslandskrankenschutz ist, dass ein Rücktransport nach Hause schon dann bezahlt wird, wenn er nur „medizinisch sinnvoll“ ist und nicht „medizinisch notwendig“.
Haftpflichtversicherung ist auch wichtig
Ein Missgeschick kann immer und überall passieren und andere erleiden dadurch einen Schaden. Ein demoliertes Smartphone von Freunden ist da noch das kleinere Übel. Viel schlimmer und vor allem teurer wird es, wenn andere Menschen einen körperlichen Schaden davontragen, zum Beispiel weil sie vom Rad gestürzt sind. In diesem Fall springt die Haftpflichtversicherung ein. Sie kommt für die Fahrradreparatur auf und die beschädigte Kleidung, übernimmt aber auch die finanziellen Folgen sämtlicher Verletzungen. Das können Behandlungskosten für die Reha und sogar eine Rente sein, falls der gestürzte Radfahrer nicht mehr arbeiten kann. Eine Haftpflichtversicherung sollte man unbedingt haben!
Schüler, Studierende, Auszubildende, Teilnehmer in Freiwilligendiensten wie FSJ, FÖJ oder Bundesfreiwilligendienst sind in der Regel bis zum Ende der ersten Ausbildung oder des ersten Studiums über den Vertrag der Eltern geschützt (am besten bei deren Versicherer nachfragen). Danach muss man selbst einen Vertrag abschließen. Am besten mit einer Versicherungssumme von mindestens zehn Millionen Euro. Wer die Konditionen und Kosten der verschiedenen Anbieter vergleicht, kann kräftig sparen. Eine gute Single-Versicherung kann man für einen Jahresbeitrag von 40-80 Euro abschließen.
Berufsunfähigkeit frühzeitig absichern
Wegen Krankheit oder Unfall seinen Job nicht mehr machen können? Was wie ein unwahrscheinliches Szenario in ferner Zukunft klingt, kann jederzeit eintreten. Wer für diesen Fall mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung vorgesorgt hat, muss sich weniger Sorgen um sein Konto machen. Die Berufsunfähigkeitsversicherung springt ein, wenn man nicht mehr in dem Beruf arbeiten kann, in dem man eigentlich arbeitet. Je früher man einen solchen Versicherungsvertrag abschließt, desto geringer sind die jährlichen Beträge. Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung hat, braucht keine Unfallversicherung.
Falls nötig Hausrat versichern
Mit einer Hausratversicherung lassen sich Gegenstände in den eigenen vier Wänden versichern – auch bei einem Einbruchdiebstahl. Die Versicherung zahlt den sogenannten Wiederbeschaffungswert, übernimmt also die Kosten, die anfallen, um gestohlene oder zerstörte Gegenstände neu zu kaufen. Für spartanisch eingerichtete WG-Bewohner ist eine Hausratversicherung in der Regel wenig sinnvoll. Wer aber erhebliche Verluste verschmerzen müsste, für den kann diese Police nützlich sein. Für eine 50-Quadratmeter-Wohnung verlangen Versicherer zwischen 50 und 120 Euro im Jahr. Bei Fahrrädern gelten besondere Regeln, für ein teures Modell kann sich eine Zusatzversicherung lohnen.
Viele Versicherungen unnötig
Auf viele Versicherungen kann man guten Gewissens verzichten – auch wenn das bei den Vermittlern der Versicherungsbranche oft ganz anders klingt. Kein Wunder, sie erhalten besonders hohe Provisionen für den Abschluss von Versicherungen, die nicht so wichtig oder sogar gänzlich überflüssig sind (zum Beispiel eine Smartphone-Versicherung oder eine Reisegepäckversicherung). Für Policen, die man wirklich braucht, werden hingegen nur geringe Provisionen gezahlt. In unserem Versicherungs-ABC erklären wir, ob und unter welchen Umständen eine bestimmte Police sinnvoll sein kann.
Unser Rat
Schließt nur solche Versicherungen ab, die wirklich existenzbedrohende Risiken abdecken. Lasst euch nicht von vermeintlich exklusiven und besonders günstigen Angeboten locken. Prüft vorher, ob ihr wirklich schon einen eigenen Versicherungsvertrag (Krankenversicherung, Haftpflichtversicherung) braucht oder noch über eure Eltern mitversichert sein könnt. Vergleicht die Kosten verschiedener Anbieter vor dem Abschluss eines Vertrags und auch regelmäßig zwischendurch.
Der Ratgeber „Ausbildung und Studium“ bietet Unterstützung und Orientierung mithilfe von Checklisten, Beispielrechnungen und Expertentipps. Ob es um den Abschluss eines Mietvertrages geht, den Bafög-Antrag, die Auswahl der passenden Versicherungen oder die Finanzplanung – mit diesem Buch ist bestens vorbereitet.
160 Seiten | 16,90 Euro | ⇒ mehr Infos im Online-Shop