Ist die Riester-Rente sinnvoll?
Sparerinnen und Sparer schließen immer weniger staatlich geförderte Altersvorsorgeverträge mit Riester-Zuschuss ab. Ob sich der Abschluss eines Riester-Vertrags noch lohnt, hängt von der individuellen Lebenssituation ab und sollte genau geprüft werden. Wir haben zusammengestellt, was Sie wissen müssen.
Das Wichtigste in Kürze
- Aufgrund des unübersichtlichen Angebots meiden viele Verbraucherinnen und Verbraucher die Riester-Rente. Nur wenige Vertragstypen können für manche Sparerinnen und Sparer sinnvoll sein.
- Der Markt der Riester-Produkte ist in den letzten Jahren ziemlich geschrumpft. Über Versicherungen abgeschlossene Riester-Verträge bergen viele Nachteile, vor allem hohe versteckte Kosten.
- Für Menschen mit geringem Einkommen, Eltern mit Kindern sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem höheren Einkommen kann sich der Abschluss eines Riester-Vertrags auf lange Sicht lohnen.
Sie möchten einen Riester-Vertrag abschließen? Banksparplan? Fondssparplan? Rentenversicherung? Sie haben vermutlich gehört, dass „alles sehr kompliziert ist”. Das stimmt auch. Dann möchten Sie sich nicht zu ausführlich damit beschäftigen und wollen einfach nur wissen: Was soll ich machen? Wir haben die wichtigsten Informationen für Sie zusammengestellt.
Lohnt sich „Riestern“?
Für manche Verbraucherinnen und Verbraucher kann sich das „Riestern“ lohnen. Voraussetzung ist nur, dass der Sparer oder die Sparerin bzw. dessen Ehepartner in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt oder Beamter ist. Riestern können beispielsweise auch Bezieherinnen und Bezieher von Arbeitslosengeld, Bürgergeld, Krankengeld und andere.
Der Staat unterstützt Riester-Sparer mit 175 Euro pro Jahr. Für Eltern gibt es zudem jährlich 185 Euro für jedes vor 2008 geborene Kind und 300 Euro für den Nachwuchs, der seit 2008 geboren wurde. Die Zuschüsse für Kinder werden bis maximal zur Vollendung des 25. Lebensjahres gezahlt. Sparerinnen und Sparer, die jünger als 25 Jahre sind und einen Riester-Vertrag abschließen, erhalten zudem einmalig einen Berufseinsteigerbonus in Höhe von 200 Euro.
Wer Riester-Zulagen erhalten will, muss Sparbeträge in Höhe von 4 Prozent des Bruttoeinkommens (vor Abzug der Sozialversicherungsbeiträge etc.) im Vorjahr auf ein spezielles Vertragskonto einzahlen. Geringverdiener (z.B. 520-Euro-Jobber, die auf die Sozialversicherungsfreiheit verzichten) müssen nur mindestens den Sockelbetrag in Höhe von 60 Euro pro Jahr einzahlen, um die volle Zulage zu erhalten.
Rechenbeispiel
Eine allein erziehende Mutter mit einem achtjährigen Sohn verdiente im Vorjahr 20.000 Euro brutto. Ihre Sparrate beträgt 800 Euro im Jahr (4 Prozent des Bruttoeinkommens). Davon kann sie die Zulage für sich (175 Euro) und das Kind (300 Euro) abziehen. Sie muss also nur 325 Euro im Jahr auf einen Sparvertrag einzahlen, um die Riester-Zuschüsse für sich und ihren Nachwuchs zu erhalten. Das entspricht knapp 27 Euro pro Monat. Am Ende des Jahres stehen auf ihrem Konto jedoch 800 Euro (325 Euro + 175 Euro + 300 Euro) plus Zinsen.
Die Rendite eines solchen Sparvertrags ist gut. Bis zum Rentenalter hat sich ein ordentliches Kapital gebildet, das man dann Monat für Monat aufzehren kann und so seine gesetzliche Rente aufbessert.
Für Höherverdiener kann Riestern lukrativ sein, weil sie ihre Sparbeiträge alternativ auch steuerlich absetzen können. Möglich ist das bis maximal 2.100 Euro im Jahr.
Riester-Sparerinnen und -Sparer sollten beachten, dass sie die Riester-Rente im Alter voll versteuern müssen.
Mit welchen Verträgen können Sie „riestern“?
Die Zulagen erhalten Sie nur für bestimmte Verträge. Diese müssen zertifiziert sein.
Die gesetzlichen Regeln sollen vor allem gewährleisten, dass das Spargeld sicher angelegt ist und man darüber nicht vor dem Rentenalter verfügen kann. Außerdem darf das Geld nicht auf einen Schlag, sondern nur in monatlichen Raten ausgezahlt werden, wobei man sich 30 Prozent des Ersparten als erste Rate in der Rentenphase auszahlen lassen kann.
Die Summe der eingezahlten Beiträge sowie der erhaltenen Zulagen ist zum Zeitpunkt des Rentenbeginns garantiert. Die Zertifizierung ist dennoch nicht mit einem Gütesiegel gleichzusetzen.
Wer das Spargeld verwalten soll, muss jeder selbst entscheiden. Vier Wege kommen in Betracht:
- ein Vertrag bei einer Versicherung (Rentenversicherung)
- ein Vertrag bei einer Investmentgesellschaft (Fondssparplan)
- ein Vertrag bei einer Bank oder Sparkasse (Banksparplan)
- ein Vertrag bei unterschiedlichen Anbietern (Wohn-Riester)
Wo soll ich meinen Riester-Vertrag abschließen?
Ein Fondssparplan ist sinnvoll für Sparerinnen und Sparer, die an eine höhere Renditechance bei Aktien glauben, nicht jedoch für ältere Menschen. Allerdings werden Fondssparpläne so gut wie nicht mehr angeboten.
Daneben gibt es die Sparpläne von Banken oder Sparkassen, damit machen Sie nichts falsch. Sie sind eine gute Alternative zu den Versicherungen. Aber: Auch hier gibt es unseres Wissens nach keine Angebote mehr.
Wohn-Riester-Verträge sind in der Regel sehr komplex und nur im Einzelfall nach eingehender Beratung empfehlenswert. Geld für die selbst genutzte Immobilie können Sie bei Bedarf auch anderen Riester-Verträgen entnehmen.
Von den Rentenversicherungen halten wir nicht viel – wegen der meist sehr hohen Kosten. Allerdings sind sie aktuell die einzigen Produkte, die es am Markt gibt. Vor Abschluss sollte man das Angebot gut prüfen, um wenigstens dein Einäugigen unter den Blinden zu finden.
Nach dem Abschluss eines Riester-Vertrags haben Sie eigentlich die Wahl zwischen verschiedenen Sparprodukten. Da allerdings kaum gute Produkte am Markt zu finden sind, übertragen Sie Ihr Guthaben nicht überstürzt auf einen anderen Vertrag oder kündigen Sie gar, sondern informieren Sie sich vorab genau über mögliche Alternativen.
Unser Rat
Viele Kundinnen und Kunden ziehen nach schlechten Erfahrungen mit Riester-Versicherungen die Notbremse, kündigen ihren Vertrag und wollen von „Riester“ nichts mehr wissen. Doch Riestern kann sich im Einzelfall lohnen – wenn man es richtig macht. Konkret sollten Sie ...
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Welche Probleme bereiten Versicherungen?
Riester-Verträge als Versicherungen sind ins Gerede gekommen: zu teuer und zu geringe Renten, bemängeln Kritiker. Sie sind aber momentan fast die einzige Möglichkeit, einen Riester-Vertrag abzuschließen.
Uns erreichen täglich Anfragen von Verbraucherinnen und Verbrauchern, die um ihr Erspartes fürchten. Viele stellen anhand der jährlich erstellten Standmitteilungen fest, dass ihr Kapital nicht wächst, sondern allenfalls stagniert, so wie im Fall von Frau B., deren Vertrag seit neun Jahren bei der Ergo läuft. Eingezahlt hat sie 13.147,92 Euro, der mitgeteilte Stand ist aber 11.906,39 Euro. Um irgendwann einmal ins Plus zu kommen, müsste der Versicherer Frau B. ab sofort jedes Jahr eine Rendite von vier Prozent gutschreiben. Es ist also sehr wichtig, auf die Kosten des Vertragsangebots zu achten.
Wie schließe ich einen Sparplan ab?
Leider werden Sparpläne unseres Wissens nach nicht mehr angeboten. Sollten Sie trotzdem fündig werden, rufen Sie einfach bei Bank, Sparkasse oder Fondsgesellschaft an und lassen Sie sich einen Antrag schicken. Diesen füllen Sie aus und senden ihn an den Anbieter zurück. Fertig. Ihre Sparrate fließt jeden Monat automatisch von Ihrem Girokonto an das Geldinstitut.
Am Anfang des nächsten Jahres erhalten Sie einen Antrag auf die staatlichen Zulagen. Wenn Sie den Dauerzulagenantrag stellen, kümmert sich Ihr Anbieter Jahr für Jahr um alles Notwendige. Wichtig ist aber, dass Sie ihn über Gehaltserhöhungen oder Nachwuchs informieren, um die volle Zulage zu erhalten.
Was passiert in der Rentenphase?
Die Auszahlung des Guthabens aus Ihrem Riester-Vertrag beginnt üblicherweise mit dem Renteneintritt, frühestens jedoch mit dem 60. Lebensjahr.
Die ausgezahlte Rente muss bis zum Lebensende reichen. Daher mündet jeder Riester-Vertrag spätestens zu diesem Zeitpunkt mittelbar in eine Versicherung. Das lassen sich die Versicherer teuer bezahlen. Sie gehen von zu hohen Lebenserwartungen aus, sodass die monatliche Rente ziemlich zusammenschrumpft und man sehr alt werden muss, um überhaupt das herauszubekommen, was man eingezahlt hat. Die Förderung in der Ansparphase sollte daher hoch sein, damit sich das „Riestern“ überhaupt lohnt. Manchmal weigern sich Versicherungsgesellschaften auch, Neukunden zur Rentenphase aufzunehmen.
Sollten Riester-Sparer in der Rentenphase staatliche Grundsicherung erhalten, so bleiben bis zu 202 Euro pro Monat anrechnungsfrei. Das Geld aus dem Riester-Vertrag ist also bis zu dieser Höhe in der Rentenphase frei verfügbar.
Unser Angebot
Unsere unabhängigen Finanzexpertinnen und -experten beraten Sie zur Riester-Rente – zum Beispiel, wenn Sie sich Fragen, ob der Neuabschluss lohnt, Sie ihren bestehenden Vertrag prüfen lassen oder von einer teuren Wohn-Riester-Vertrag auf einen besseren umsteigen möchten. In unserer Beratung erfahren Sie, welches Produkt zu Ihnen passt.