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Waldinvestments sind riskant und spekulativ

Birkenstämme

Das Wichtigste in Kürze

  1. Waldinvestments sind spekulative Geldanlagen.
  2. Privatanleger haben wenig Einblick in das Geschäftsmodell, tragen aber das volle Risiko.
  3. Der ökologischer Nutzen der Investitionen ist oftmals fraglich.
Stand: 27.09.2017

Holz: Naturprodukt mit finanziellen Risiken

Es gibt viele Möglichkeiten, sein Geld in Wald und Holz anzulegen: von Aktien über Zertifikate und Anleihen bis hin zu geschlossenen Fonds, Genussrechten und Direktinvestments. Gemeinsam ist allen die Investition in den Rohstoff Holz.

Die Rendite eines solchen Investments hängt maßgeblich von der Nachfrage und den Preisen für Holz und Holzprodukte ab. Es handelt sich deshalb um spekulative Geldanlagen. Anleger gehen neben dem Renditerisiko auch die Gefahr ein, einen Teil oder sogar das gesamte investierte Geld zu verlieren.

Holzpreis und –qualität können schwanken

Anbieter von Waldinvestments werben gern mit hohen Renditen, Investitionen in Sachwerte und dem Schutz der Umwelt. Doch die versprochenen Renditen sind lediglich Prognosen. Sie basieren auf Erwartungen, wie sich die Preise für Holz und Holzprodukte bzw. die Geschäfte der investierenden Unternehmen entwickeln.

Nicht immer lässt sich aber das Holz wie erwartet vermarkten, oder das Waldgrundstück verliert an Wert. Zudem können Schädlingsbefall, Naturkatastrophen wie Waldbrand, Überschwemmungen oder Sturm die Ernte teilweise oder vollständig zerstören. Einige Anbieter sind gegen solche Fälle nur unzureichend versichert.

Aufforstung ist nicht gleich Naturschutz

Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaspekte spielen in der Werbung für Waldinvestments eine große Rolle. Doch mit der Schaffung von artenreichen Naturwäldern haben die Projekte meist nichts gemein. Häufig handelt es sich um Monokultur-Plantagen ohne eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt.
Problematisch ist auch die Verwendung von Insekten- und Unkrautvernichtungsmitteln. Oft werden Baumarten wie Teak, Eukalyptus, Kiefer oder Akazie angepflanzt – Arten, die in den meisten Anbaugebieten nicht heimisch sind. Insbesondere Akazien können heimische Pflanzen verdrängen und sich unkontrolliert ausbreiten.

Siegel als Orientierungshilfe nicht geeignet

Zertifizierungen und Siegel, mit denen viele Anbieter ihre Umweltfreundlichkeit belegen wollen, bieten Anlegern nur begrenzt Orientierung. Lediglich das FSC-Siegeldes Forest Stewardship Council wird von Umweltverbänden mit Einschränkungen akzeptiert. Achtung: In einigen Fällen erwähnen Anbieter ein Siegel nur als Ziel, tatsächlich liegt die Zertifizierung aber (noch) gar nicht vor.
 
Verbraucher sollten sich nicht von "grünen" Werbebotschaften täuschen lassen. Soll mit der Aufforstung und Bewirtschaftung von Wäldern eine hohe Rendite erzielt werden, bleibt häufig der ökologische Nutzen auf der Strecke.

Holzpreise – komplex und unvorhersehbar

Möbel- und Hausbau, Papierherstellung, Energiegewinnung – Holz lässt sich vielfältig einsetzen. Die Verwendung hat Einfluss auf den Preis , ebenso wie die Qualität und die Nachfrage am Markt.

Die Qualität des Holzes wird bestimmt durch die Art und das Alter des Baumes sowie die Dicke und Beschaffenheit des Stammes. Bodenqualität und forstwirtschaftliche Pflege spielen dabei eine maßgebliche Rolle. Die Bewirtschaftung übernimmt in der Regel ein vom Investmentanbieter beauftragter Dienstleister vor Ort. Anleger müssen auf dessen Zuverlässigkeit und Expertise vertrauen.

Die Nachfrage nach Holz lässt sich nicht vorhersagen. Anbieter rechnen immer damit, dass die Nachfrage und damit auch die Preise stetig steigen. Dies kann aber  ein Trugschluss sein. Die Vermarktung erfolgt in der Regel auf regionalen Märkten, eine weltweite Börse für Holz oder Holzprodukte gibt es nicht. Die Entwicklung der Preise ist von so vielfältigen Faktoren abhängig, dass eine verlässliche Vorhersage nicht seriös möglich ist.

Direktinvestments: Kein Schutz vor Verlust

Investitionen in Wald und Holz werden häufig als Direktinvestments angeboten. Bei einem Direktinvestment sind Anleger als Käufer oder Pächter unmittelbar am Waldgrundstück oder an den Bäumen beteiligt. Die Bewirtschaftung des Waldes übernimmt ein Forstdienstleister. Er wird von den Einnahmen beim Verkauf der Bäume bezahlt. Der Gewinn nach Abzug weiterer Kosten steht dem Anleger zu. In der Regel  umfasst das Direktinvestment also zwei Verträge: einen Kauf- oder Pachtvertrag für das Grundstück beziehungsweise die Bäume sowie einen Vertrag mit dem Forstdienstleister.

Solche Direktinvestments haben oft sehr lange Laufzeiten, 20 bis 25 Jahre sind keine Seltenheit. Ein vorzeitiger Ausstieg ist meist nicht möglich oder mit einem erheblichen Verlust verbunden.

Kaum Kontrolle über Waldplantagen in Übersee

Häufig befinden sich die Anlageobjekte in Süd- und Mittelamerika, Asien oder Ost-Europa. Daher können sich Anleger selten vor Ort davon überzeugen, dass ihr Geld tatsächlich vertragsgemäß verwendet wird. Darüber hinaus erschwert die Investition im Ausland die Geltendmachung und Durchsetzung von Rechtsansprüchen, denn es gilt nicht ohne Weiteres deutsches Verbraucherrecht. Auch Währungsschwankungen und Inflation können die Erträge mindern.

Erste Zinszahlungen erfolgen planmäßig erst nach Jahren, jeweils nach vollzogenen Ernten und dem Verkauf des Holzes. Hat der Anleger das Grundstück gekauft, bleibt er auch nach der letzten Ernte dessen Eigentümer. Er kann es weiter bewirtschaften oder verkaufen. Häufig versprechen die Anbieter gegen eine Gebühr, dabei behilflich zu sein. Die Höhe des Verkaufspreises kann durchaus unter dem Preis liegen, den der Anleger bezahlt hat.

Kosten sind nicht transparent

Wie bei jeder Geldanlage fallen auch beim Direktinvestment Kosten an. Aufgrund der vielen Akteure und Dienstleistungen sind die Kostenstrukturen bei Direktinvestments schwer zu durchschauen und Teile davon bleiben oft  im Dunkeln. Sicher ist allein, dass sich Anbieter und Initiatoren gut bezahlen lassen.

Achtung: Die Kosten für Aufarbeitung der Flächen, Anpflanzung, Bewässerung, Durchforstung, Lagerung und Transport sowie für die Konzeption des Produkts, Provisionen, Versicherungen, Beratungen und Verwaltung fallen auf jeden Fall an – egal, wie hoch am Ende die Erträge sind.

Vor Kaufentscheidung: Produktinformationen gründlich lesen

Ein Anleger sollte sich vor der Investition genau mit den veröffentlichten Produktinformationen (Produktinformationsblatt und Verkaufsprospekt) auseinandersetzen. Auch wenn diese Unterlagen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geprüft wurden, sagt dies nichts über die Seriosität des Anbieters oder dessen Geschäftsmodell. Denn die BaFin prüft die Unterlagen nur auf Vollständigkeit und Verständlichkeit.

Anleger geben dem Betreiber eines Wald-Direktinvestments einen großen Vertrauensvorschuss. Ob das Projekt wirtschaftlich tragfähig ist, ob die ökologischen und sozialen Zielvorgaben eingehalten werden, ob die anvisierten Renditen überhaupt möglich sind – all das kann der private Anleger kaum einschätzen und kontrollieren. Er trägt aber das volle finanzielle Risiko.

Unser Fazit

Waldinvestments sind spekulative Geldanlagen, bei denen Anleger ihr gesamtes eingesetztes Kapital verlieren können. Für Privatanleger sind sie allenfalls als Beimischung im Depot geeignet. Sie sollten hier nur das Geld investieren, auf das sie nicht kurzfristig zurückgreifen müssen. Für Kleinanleger und für die Altersvorsorge ist eine solche Geldanlage nicht geeignet.

Über das Projekt „Gut fürs Geld, gut fürs Klima“

Im Rahmen des Projekts „Gut fürs Geld, gut fürs Klima“ untersuchen die Verbraucherzentralen Hamburg und Bremen regelmäßig Anbieter von nachhaltigen Geldanlage- und Altersvorsorgeprodukten und gehen gegen unseriöse und irreführende Werbung vor. Das bundesweite Projekt wird in Kooperation mit den Verbraucherzentralen Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein umgesetzt. Gefördert wird „Gut fürs Geld, gut fürs Klima“ vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.

Bücher und Broschüren