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Klimalabel – was sagst du mir?

Klimalabel sollen helfen, den Konsum von Lebensmitteln klimafreundlicher zu gestalten. Dabei können die durch ein Produkt entstandenen CO2-Emissionen beziffert oder ein Lebensmittel als „Klimaneutral“ beziehungsweise „Klimapositiv“ gelabelt werden. Wir haben im Jahr 2021 elf Produkte mit Klimalabel unter die Lupe genommen und deren Anbieter dazu befragt. Seitdem hat sich einiges getan.

Mann mit Glas im Supermarkt

Das Wichtigste in Kürze

  1. Klimalabel sollen Verbraucherinnen und Verbraucher über die Klimawirkung eines Lebensmittels informieren. Die Aussagekraft ist jedoch oft beschränkt.
  2. Es gibt unterschiedliche Arten von Klimalabeln: Manche geben CO2-Emissionswerte an, andere bewerten diese sogar und wiederum andere stehen für die Kompensation von Treibhausgasen.
  3. Nicht immer sind als „Klimaneutral“ ausgelobte Produkte wirklich gut fürs Klima. Das betrifft vor allem Lebensmittel mit Zutaten tierischen Ursprungs.
  4. Ein einheitliches, staatliches Klimalabel mit konkretem Bezug zum Produkt und verbindlichen Kriterien sollte das Ziel sein, um Verbraucherinnen und Verbrauchern für den Einkauf ein wirksames Werkzeug an die Hand zu geben.
Stand: 19.02.2024

Die Ernährung verursacht in Deutschland 15 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen. Wollen wir unser Klima schützen, müssen wir auch unseren Lebensmittelkonsum verändern. Einige Unternehmen haben das bereits erkannt. In den vergangene Jahren haben immer mehr Unternehmen Produkte mit Klimalabeln im Supermarkt angeboten. Sie tragen Auslobungen wie „klimaneutrales Produkt“, „klimapositiv“ oder „CO2-neutral“ (Kompensation), geben die Menge an ausgestoßenen Treibhausgasen an (Deklaration) oder sie bewerten mittels einer Skala, wie stark ein Lebensmittel das Klima belastet. Mittlerweile haben einige Unternehmen diese Label jedoch wieder von ihren Produkten entfernt. Das liegt unter anderem an der öffentlichen Kritik an diesen Labeln. Die Organisation Foodwatch sowie Reporterinnen der Zeit haben aufgedeckt, dass die Klimalabel ihr Versprechen oft gar nicht einlösen – der Kauf der entsprechenden Produkte also nicht das Klima schont.  

Während es den einen Klimalabeln an Aussagekraft mangelt, können andere uns dennoch helfen, klimafreundliche Lebensmittel zu identifizieren. Zu diesem Ergebnis kamen wir nach einem Marktcheck im Jahr 2021, bei dem wir uns elf Produkte mit Klimalabeln genauer angeschaut haben. Welche Klimalabel sinnvoll sind, erklären wir weiter unten im Artikel.

Teilweise wurden die Siegel der untersuchten Produkte von unabhängigen Organisationen vergeben, teilweise haben die Unternehmen sie selbst entwickelt. Die Label aller von uns untersuchten Produkte wurden aber von Dritten geprüft. Das bedeutet: Eine externe Stelle führte die Ökobilanzierung durch oder kontrolliert.

Gut fürs Klima trotz tierischer Inhaltsstoffe?

Die Produktion der Rohstoffe ist bei Lebensmitteln häufig die größte Treibhausgasquelle. Transport und Verpackung fallen fürs Klima meist nur wenig ins Gewicht, sollten aber mit Blick auf Ressourcenschonung dennoch nicht ganz außer acht gelassen werden. Produkte tierischen Ursprungs sind hinsichtlich ihrer Klimabilanz grundsätzlich als problematischer einzustufen. Trotzdem waren bei unserem Marktcheck 2021 Klimaneutral-Label auf Hähnchenfilets von Wiesenhof, Pizza mit Salami und Mozzarella von Gustavo Gusto sowie Kuhmilch der Marke Fair & Gut von Aldi Nord zu finden. Die Siegel lassen die Produkte nachhaltiger erscheinen als sie tatsächlich sind. Ein „klimaneutrales“ Hähnchenbrustfilet wurde sogar zur Werbelüge des Jahres gewählt. 2024 haben wir uns die Produkte nochmal angesehen. Es fällt auf: Die meisten der Produkte mit Klimaneutral- oder Klimapositiv-Label aus unserem Marktcheck tragen mittlerweile keine dieser Auslobungen mehr.

Gut fürs Klima und aus konventioneller Landwirtschaft?

Klimalabel bilden ausschließlich den Aspekt der CO2-Emissionen ab. Die Aussage eines solchen Labels ist daher klar abzugrenzen von der eines Bio-Labels, mit dem ökologisch erzeugte Lebensmittel gekennzeichnet werden. Einige Produkte im Marktcheck wie das Knäckebrot von Wasa, die Hafermilch von Oatly oder die Pizza von Gustavo Gusto bestehen ausschließlich aus konventionell angebauten Rohstoffen und kommen trotzdem irgendwie „öko-mäßig“ daher. Achtung, ein Klimalabel kann Produkte nachhaltiger wirken lassen als sie tatsächlich sind, insbesondere wenn die Verpackung im passenden Öko-Look gestaltet ist.

Gut fürs Klima trotz Einwegverpackungen?

Problematisch können unseres Erachtens auch Verpackungen sein, die als Einwegbehältnisse wertvolle Ressourcen verschwenden. In dieser Hinsicht vorbildlich handelt das Unternehmen Wunderbräu, das sein Bier ausschließlich in neutralen Mehrwegflaschen und -kisten ausliefert. Die Flaschen müssen also, wenn sie leer sind, keine weiten Tarnsportwege zurücklegen, sondern können auch von einer anderen Brauerei verwendet werden. Weniger nachhaltig handelt Danone, das sein Volvic Mineralwasser in Plastik-Einwegflaschen abfüllt. Trotzdem trägt auch dieses Produkt ein Klimalabel.

Gut zu wissen

Einige Klimaneutral-Label tragen zusätzlich einen Aufdruck wie „Produkt“, „Unternehmen“ oder „Verpackung“. Der jeweilige Begriff beschreibt den Bereich, für den die Emissionen ausgeglichen werden. Da die Verpackung in der Regel nur einen kleinen Teil der CO2-Emissionen eines Lebensmittels ausmacht, ist es deutlich besser, wenn die Emissionen für das Produkt kompensiert werden.

Auch eine Kennzeichnung als klimapositiv durch ein Kompensationslabel ist möglich. Unternehmen, die dieses Label nutzen, kompensieren mehr Kohlendioxid als sie ausstoßen.

CO2-Emissionen vermeiden ist besser fürs Klima

Um ihre Klimabilanz zu verbessern, gleichen die meisten Unternehmen, die Klimaneutral-Auslobungen nutzen, entstandene Treibhausgase durch sogenannte Kompensationsprojekte aus. Mit diesen werden oft Waldschutz, erneuerbare Energien oder ähnliche Maßnahmen im globalen Süden gefördert. Nur wenige Anbieter können solche Projekte auch in Deutschland vorweisen. Doch für die Überprüfbarkeit, aber auch damit Flächen weltweit gerecht genutzt werden, wären gerade lokale Projekte wie die Renaturierung von Mooren in Deutschland oder auch Europa sinnvoll. Zudem wären die Kosten für die Kompensation höher, sodass sich die Reduktion von Treibhausgasen für ein Unternehmen noch mehr auszahlen würde.

Im Sinne von Umwelt und Klima handeln Anbieter nämlich vor allem dann, wenn sie CO2-Emissionen nicht nur kompensieren, sondern den Ausstoß der schädlichen Gase grundsätzlich soweit technologisch möglich vermieden wird. Das kann beispielsweise durch die Umstellung des Sortiments hin zu mehr pflanzenbasierten Produkten, mehr Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien geschehen. Wie ernst es Unternehmen mit dem Klimaschutz wirklich ist, lässt sich oft erst auf den zweiten oder sogar dritten Blick erkennen. Aussagekräftige Klimalabel sind für Verbraucherinnen und Verbraucher daher besonders wichtig.

Mehr Klarheit und Transparenz schaffen

Für die Auswahl klimafreundlicher Produkte im Supermarkt sind die meisten überprüften Label ungeeignet, weil sie oft nicht helfen, die richtige Wahl zu treffen, meinen wir. Nur bei der Haselnuss-Schokolade von Veganz und dem Haferdrink von Oatly kann man direkt auf der Verpackung ablesen, welche CO2-Emissionen damit verbunden sind. Diese beiden Produkte tragen auch 2024 noch die jeweilige Kennzeichnung. Beim direkten Vergleich fällt auf, dass die angegebene Emissionsmenge sich bei Oatly verringert hat. Laut Hersteller konnten die Emissionen pro Liter Hafermilch durch den Einsatz von erneuerbaren Energien und Änderungen im Transport gesenkt werden. Hier zeigt sich, dass die Angabe der Emissionen mehr Transparenz bietet als der Aufdruck „Klimaneutral“.

Unser Fazit

Ein gutes Klimalabel muss intuitiv Orientierung geben, damit es beim routinierten Einkauf eine Wirkung entfaltet. Die meisten derzeit verwendeten Klimalabel tun das nicht. Ein einheitliches, staatliches Klimalabel mit konkretem Bezug zum Produkt und verbindlichen Kriterien sollte das Ziel sein, um Verbraucherinnen und Verbrauchern ein wirksames Werkzeug an die Hand zu geben.

Unser Ratgeber „So schmeckt Klimaschutz“ erläutert, wie die Ernährung mit der Umwelt und dem Klima zusammenhängt, und liefert Tipps und Rezepte für nachhaltiges Einkaufen, Kochen und Schlemmen. Dahinter steht die Überzeugung: Wenn alle einen kleinen Beitrag leisten, dann können wir gemeinsam viel bewegen.

1. Auflage, 2023
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