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Klimalabel – was sagst du mir?

Klimalabel sollen helfen, den Konsum von Lebensmitteln klimafreundlicher zu gestalten. Dabei können die durch ein Produkt entstandenen CO2-Emissionen beziffert oder ein Lebensmittel als „Klimaneutral“ beziehungsweise „Klimapositiv“ gelabelt werden. Wir haben elf Produkte mit Klimalabel unter die Lupe genommen und deren Anbieter dazu befragt.

Mann mit Glas im Supermarkt

Das Wichtigste in Kürze

  1. Immer mehr Unternehmen kennzeichnen ihre Produkte mit Klimalabeln. Sie sollen Verbraucherinnen und Verbraucher über die Klimawirkung eines Lebensmittels informieren.
  2. Es gibt unterschiedliche Arten von Klimalabeln: Manche geben CO2-Emissionswerte an, andere bewerten diese sogar und wiederum andere stehen für die Kompensation von Treibhausgasen.
  3. Doch nicht immer sind als „Klimaneutral“ ausgelobte Produkte wirklich gut fürs Klima. Das betrifft vor allem Lebensmittel mit Zutaten tierischen Ursprungs.
  4. Um wirklich klimafreundliche Kaufentscheidungen treffen zu können, fehlt es an klaren und transparenten Informationen direkt auf den Verpackungen.
  5. Ein einheitliches, staatliches Klimalabel mit konkretem Bezug zum Produkt und verbindlichen Kriterien sollte das Ziel sein, um Verbraucherinnen und Verbrauchern für den Einkauf ein wirksames Werkzeug an die Hand zu geben.
Stand: 14.12.2021

Die Ernährung verursacht in Deutschland 15 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen. Wollen wir unser Klima schützen, müssen wir auch unseren Lebensmittelkonsum verändern. Einige Unternehmen haben das bereits erkannt. Immer öfter sieht man daher Lebensmittel mit Klimalabeln im Supermarkt. Sie tragen Auslobungen wie „klimaneutrales Produkt“, „klimapositiv“ oder „CO2-neutral“ (Kompensation), geben die Menge an ausgestoßenen Treibhausgasen an (Deklaration) oder sie bewerten mittels einer Skala, wie stark ein Lebensmittel das Klima belastet.

Doch können solche Siegel uns helfen, klimafreundlicher zu essen? Manche können, manche können ein wenig, viele können nicht. Zu diesem Ergebnis kommen wir nach einem Marktcheck, bei dem wir uns elf Produkte mit Klimalabeln genauer angeschaut haben.

Teilweise wurden die Siegel von unabhängigen Organisationen vergeben, teilweise haben die Unternehmen sie selbst entwickelt. Die Label aller von uns untersuchten Produkte werden aber von Dritten geprüft. Das bedeutet: Eine externe Stelle führt die Ökobilanzierung durch oder kontrolliert.

Gut fürs Klima trotz tierischer Inhaltsstoffe?

Ein Lebensmittel ist dann besonders klima- und umweltfreundlich, wenn dessen Zutaten, die Herstellung und der Transport wenig Energie verbrauchen. Die Produktion der Rohstoffe ist bei Lebensmitteln häufig die größte Treibhausgasquelle. Produkte tierischen Ursprungs sind hinsichtlich ihrer Klimabilanz grundsätzlich als problematischer einzustufen. Trotzdem sind Klimaneutral-Label auf Hähnchenfilets von Wiesenhof, Pizza mit Salami und Mozzarella von Gustavo Gusto sowie Kuhmilch der Marke Fair & Gut von Aldi Nord zu finden. Doch mit dem Kauf solcher Lebensmittel tut man dem Klima trotz Klimalabel keinen Gefallen! Die Siegel lassen die Produkte nachhaltiger erscheinen als sie tatsächlich sind – vor allem, wenn man sie mit Alternativen ohne tierische Inhaltsstoffe vergleicht. Ein „klimaneutrales“ Hähnchenbrustfilet wurde sogar zur Werbelüge des Jahres gewählt.

Gut fürs Klima und aus konventioneller Landwirtschaft?

Klimalabel bilden ausschließlich den Aspekt der CO2-Emissionen ab. Die Aussage eines solchen Labels ist daher klar abzugrenzen von der eines Bio-Labels, mit dem ökologisch erzeugte Lebensmittel gekennzeichnet werden. Einige Produkte im Marktcheck wie das Knäckebrot von Wasa, die Hafermilch von Oatly oder die Pizza von Gustavo Gusto bestehen ausschließlich aus konventionell angebauten Rohstoffen und kommen trotzdem irgendwie „öko-mäßig“ daher. Achtung, ein Klimalabel kann Produkte nachhaltiger wirken lassen als sie tatsächlich sind, insbesondere wenn die Verpackung im passenden Öko-Look gestaltet ist.

Gut fürs Klima trotz Einwegverpackungen?

Problematisch für die Klimabilanz können unseres Erachtens auch Verpackungen sein, die als Einwegbehältnisse wertvolle Ressourcen verschwenden. In dieser Hinsicht vorbildlich handelt das Unternehmen Wunderbräu, das sein Bier ausschließlich in neutralen Mehrwegflaschen und -kisten ausliefert, sodass diese von allen Brauereien in Deutschland genutzt werden können. Weniger nachhaltig handelt Danone, das sein Volvic Mineralwasser in Plastik-Einwegflaschen abfüllt. Trotzdem trägt auch dieses Produkt ein Klimalabel.

Gut zu wissen

Einige der Klimaneutral-Label tragen zusätzlich einen Aufdruck wie „Produkt“, „Unternehmen“ oder „Verpackung“. Der jeweilige Begriff beschreibt den Bereich, für den die Emissionen ausgeglichen werden. Da die Verpackung in der Regel nur einen kleinen Teil der CO2-Emissionen eines Lebensmittels ausmacht, ist es deutlich besser, wenn die Emissionen für das Produkt kompensiert werden.

Auch eine Kennzeichnung als klimapositiv durch ein Kompensationslabel ist möglich. Unternehmen, die dieses Label nutzen, kompensieren mehr Kohlendioxid als sie ausstoßen.

CO2-Emissionen vermeiden ist besser fürs Klima

Um ihre Klimabilanz zu verbessern, gleichen die meisten angefragten Unternehmen entstandene Treibhausgase durch sogenannte Kompensationsprojekte aus. Mit diesen werden oft der Waldschutz, die erneuerbaren Energien oder ähnliche Maßnahmen im globalen Süden gefördert. Nur wenige Anbieter wie Followfood oder Aldi Nord können solche Projekte auch in Deutschland vorweisen. Doch für die Überprüfbarkeit, aber auch damit Flächen weltweit gerecht genutzt werden, wären gerade lokale Projekte wie die Renaturierung von Mooren in Deutschland oder auch Europa sinnvoll. Zudem wären die Kosten für die Kompensation höher, sodass sich die Reduktion von Treibhausgasen für ein Unternehmen noch mehr auszahlen würde.

Im Sinne von Umwelt und Klima handeln Anbieter nämlich vor allem dann, wenn sie CO2-Emissionen nicht nur kompensieren, sondern den Ausstoß der schädlichen Gase grundsätzlich senken. Das kann beispielsweise durch mehr Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien in der Produktion geschehen oder die Umstellung des Sortiments hin zu mehr pflanzenbasierten Produkten. Wie ernst es Unternehmen mit dem Klimaschutz wirklich ist, lässt sich oft erst auf den zweiten oder sogar dritten Blick erkennen. Aussagekräftige Klimalabel sind für Verbraucherinnen und Verbraucher daher besonders wichtig.

Mehr Klarheit und Transparenz schaffen

Für die Auswahl klimafreundlicher Produkte im Supermarkt sind die meisten überprüften Label ungeeignet, weil sie oft nicht helfen, die richtige Wahl zu treffen, meinen wir. Nur bei der Haselnuss-Schokolade von Veganz und dem Haferdrink von Oatly kann man direkt auf der Verpackung ablesen, welche CO2-Emissionen damit verbunden sind. Beim Frei!burger von Followfood und den Früchtebreien von Hipp lässt sich diese Information zumindest von der Website abrufen. Für alle übrigen Lebensmittel des Marktchecks gibt es keine konkreten Zahlen, sondern höchstens Links und QR-Codes, die Auskunft über den gesamten CO2-Ausstoß des Unternehmens geben und die dazugehörigen Kompensationsprojekte.

Unser Fazit

Ein gutes Klimalabel muss intuitiv Orientierung geben, damit es beim routinierten Einkauf eine Wirkung entfaltet. Die meisten derzeit verwendeten Klimalabel tun das nicht. Was nützt einem am Supermarktregal ein Hinweis auf die jährlich ausgestoßenen CO2-Tonnen eines Unternehmens? Ein einheitliches, staatliches Klimalabel mit konkretem Bezug zum Produkt und verbindlichen Kriterien sollte das Ziel sein, um Verbraucherinnen und Verbrauchern ein wirksames Werkzeug an die Hand zu geben.

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