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Auf dem „Plastikauge“ blind

Eingeschweißte Gurken hier, Wurst in der Packung dort, Waschmittel in der stabilen Plastikflasche – gehen wir einkaufen, so schleppen wir auch jede Menge Plastik mit nach Hause. Wir wollten wissen, was Händler und Gastronomen eigentlich gegen die Müllflut unternehmen. Doch das Thema scheint nicht so wichtig zu sein.

Volle Mülltonne mit Müll

Das Wichtigste in Kürze

  1. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat über 100 Händler und Gastronomen zu ihren Bemühungen in Sachen Müllvermeidung befragt. Nur ein Bruchteil der angeschriebenen Unternehmen beteiligte sich an der Online-Umfrage.
  2. Maßnahmen, um den Plastikverbrauch zu reduzieren, werden von Anbietern nur vereinzelt oder gar nicht umgesetzt. Oft wissen Kunden nicht einmal, dass sie plastikärmer einkaufen könnten.
  3. Die Verbraucherzentrale sieht dringenden Handlungsbedarf und fordert die Umsetzung von sechs Maßnahmen zur Verbesserung der Situation. 
Stand: 05.11.2018

Handel und Gastronomie engagieren sich zu wenig, um Kunden einen plastikarmen Einkauf zu ermöglichen. Wir haben über 100 Supermärkte, Fast-Food-Restaurants und Coffee-Shops zu ihren Bemühungen in Sachen Müllvermeidung befragt. Das Ergebnis ist enttäuschend für alle Menschen, die die Plastikflut eindämmen wollen. Das Thema scheint für den Handel und die Gastronomie nur von geringer Bedeutung zu sein.

  • Nur acht der insgesamt 107 angeschriebenen Unternehmen gaben über einen Online-Fragebogen Auskunft zu Maßnahmen, die sie umsetzen, um Plastikmüll zu reduzieren. Dazu gehören beispielsweise Mehrwegboxen für Salate und Speisen oder Pfandsysteme für Mehrwegbecher.
  • 99 Firmen reagierten gar nicht auf unsere Anfrage.

Anbieter stehen in der Pflicht

Unnötige Plastik- und Umverpackungen gehören für viele Menschen zu den größten Ärgernissen im Alltag. Die meisten Verbraucher wollen keine überdimensionierten „Luftpackungen“ mit großen Hohlräumen, Minimengen an Lachs und Schinken in riesigen Plastikverpackungen oder eingeschweißtes Obst und Gemüse. Besonders bedenklich: Mikroplastik in Lebensmitteln. Wie sich sich diese kleinen Plastikteile in Lebensmitteln anreichern können, zeigt die folgende Untersuchung

Dennoch setzt die Wirtschaft Maßnahmen, um der Plastikflut Herr zu werden, nur vereinzelt, dann zuweilen klammheimlich, oder gar nicht um. Auch wenn die Rücklaufquote unserer Online-Umfrage gering war, so zeigt die Auswertung der beantworteten Fragebögen jedoch, dass zumindest einige Händler und Gastronomen erkannt haben, wie wichtig es ist, die Plastikflut einzudämmen und Konsumenten alternative Verpackungsmaterialien anzubieten.

Alnatura

  • Alnatura bietet seinen Kunden Mehrwegverpackungen (zum Kauf) an.
  • Kaffee(Getränke) werden in selbst mitgebrachte Becher oder Gefäße gefüllt (30 Cent Rabatt auf Kaufpreis).
  • Obst und Gemüse darf in selbst mitgebrachten Beuteln transportiert werden.
  • Käse und Wurst von der Frischtheke wird in selbst mitgebrachte Behälter eingepackt.
  • Eigene Alnatura-Produkte werden plastiksparend weiterentwickelt.
  • Alnatura beteiligt sich an Projekten wie der BMBF-Initiative „Plastik in der Umwelt“.

Burger King

  • Kaffee(Getränke) werden in selbst mitgebrachte Becher oder Gefäße gefüllt (10 Cent Rabatt auf Kaufpreis).

Edeka (je nach Filiale)

  • Einzelne Edeka-Filialen bieten ihren Kunden Mehrwegverpackungen (zum Kauf) und Mehrwegnetze an.
  • Obst und Gemüse darf in selbst mitgebrachten Beuteln transportiert werden.
  • Käse und Wurst von der Frischtheke wird in selbst mitgebrachte Behälter eingepackt.
  • In einigen Edeka-Märkten sind auch Unverpackt-Produkte zu finden.
  • Das sogenannte Natural Branding („Tattoo auf der Schale“) für Obst und Gemüse wird ausgebaut.

Erdkorn

  • Kaffee(Getränke) werden in selbst mitgebrachte Becher oder Gefäße gefüllt (30 Cent Rabatt auf Kaufpreis); außerdem Pfandsystem für Kaffeebecher.
  • Obst und Gemüse darf in selbst mitgebrachten Beuteln transportiert werden.
  • Käse und Wurst von der Frischtheke wird in selbst mitgebrachte Behälter eingepackt.
  • In Erdkorn-Geschäft gibt es Unverpackt-Stationen zum direkten Abfüllen von Produkten.

Kaufland

  • Obst und Gemüse darf in selbst mitgebrachten Beuteln transportiert werden.
  • Käse und Wurst von der Frischtheke wird in selbst mitgebrachte Behälter eingepackt.
  • Kaufland plant den Plastikverbrauch bis 2025 um mindestens 20 Prozent zu reduzieren. Verpackungen der Eigenmarken-Produkte sollen besser recycelbar sein. Kartonverpackungen und nachhaltige Rohstoffe werden zukünftig bevorzugt.

Rewe

  • Obst und Gemüse darf in selbst mitgebrachten Beuteln transportiert werden.
  • Kaffee(Getränke) werden in selbst mitgebrachte Becher oder Gefäße gefüllt (10 Cent Rabatt auf Kaufpreis).
  • Rewe bietet Kunden Mehrwegverpackungen (zum Kauf) und Mehrwegnetze an.
  • Das sogenannte Natural Branding („Tattoo auf der Schale“) für Obst und Gemüse wird ausgebaut; auf Bananen-Banderolen wird verzichtet.

Starbucks

  • Kaffee(Getränke) werden in selbst mitgebrachte Becher oder Gefäße gefüllt (30 Cent Rabatt auf Kaufpreis).
  • Starbucks verzichtet auf Plastiktrinkhalme (alternativ: Papptrinkhalme).

In vielen Fällen sind die unternommenen Anstrengungen den Kunden nicht oder nur wenig bekannt. Der Grund: Die Kommunikation gegenüber den Verbrauchern, denen das Thema eigentlich am Herzen liegt, ist lückenhaft oder fehlt ganz. Die Unternehmen scheinen zu wenig Interesse daran zu haben, ihre Anstrengungen öffentlich zu machen. Auch im Netz sind nur vereinzelt praktische Tipps zu finden. Auf den Internetseiten von Rewe und Netto sind zumindest ein paar Hinweise veröffentlicht. Der Discounter Penny informiert über nachhaltige Verpackungen. Auf den Websites von Lidl, Aldi-Nord, Kaufland und Drogeriemarkt dm werden unter den Menüpunkten Nachhaltigkeit oder Unternehmensverantwortung allgemeine Tipps aufgelistet, doch danach muss man lange suchen. Dabei ist es wichtig, diese Informationen nicht so zu verstecken.   

Schleppende Umsetzung

Sind Anbieter bereits aktiv geworden, um die Menge an Plastik­müll zu verringern, so gehen die Maßnahmen oft langsam voran oder werden nur punktuell und nicht flächendeckend realisiert. Meist werden lediglich kleine Produktbereiche, wie zum Beispiel die Obst- und Gemüseabteilung, beim Plastiksparen berücksichtigt. Überdimen­sionierte Packungen diverser Hersteller mit viel Einwegplastik bleiben aber weiterhin im An­gebot.

Je nach Hersteller müssen sich einzelne Händler teilweise selbst für Alternativen zu den herkömmlichen Verpackungen einsetzen. Es fehlt eine einheitliche Strategie für eine Umsetzung in der gesamten Branche über allen Warenkategorien hinweg.

Auch Hygienevorgaben im Zusammenhang mit unterschiedlichen regionalen gesetzlichen Bestimmungen hindern die Unternehmen teilweise daran, praktikable Alternativen für Plas­tikverpackungen zu finden und anzubieten.

Positivbeispiele sind die Recup-Pfandbecher, denn allein in Hamburg kann man neuerdings an 250 Standorten den Kaffee aus Mehrweg to go Bechern trinken. Diese Initiative gibt es bereits in 30 Deutschen Städten. Auch mit dem eigenen Becher kann man Plastikmüll und Kosten sparen, wenn man diesen in Cafes oder Bäckereien mit dem Kehrwieder-Logo befüllen lässt.

Die Politik reagiert langsam: Das EU-Parlament und der Ministerrat haben sich am 18.12.2018 darauf geeinigt, Einwegplastik-Produkte wie Besteck, Teller oder Trinkhalme zukünftig zu verbieten. Wenn das EU-Parlament demnächst zustimmt, muss die Richtlinie innerhalb von zwei Jahren umgesetzt werden. Wir meinen: Ein viel zu langer Zeitraum angesichts der vielen Probleme mit der weltweiten Meeresverschmutzung. Weitere Maßnahmen müssen möglichst zeitnah erfolgen, vor allem bei der Eindämmung des Verbrauchs und beim Recycling!  

Gut zu wissen

Sie wollen die Plastikflut stoppen und endlich weniger Müll zur Tonne bringen? Dann können Ihnen unsere Tipps für einen plastikarmen Einkauf vielleicht helfen.

Wir haben für Sie zusammengestellt, wann beim Einkauf von Lebensmitteln, Kosmetika und Essen besonders viel Einwegplastik anfällt und wie Sie ihren Müllberg schrumpfen lassen.

Viel Spaß und Erfolg beim plastikärmeren Einkaufen!

Plastikflut stoppen

Angesichts der Vermüllung der Meere und des Aufkommens von Mikroplastik sehen wir einen dringenden Handlungsbedarf. Die Lage ist ernst. Die Anbieter müssen das Thema aktiv angehen und es Konsumenten endlich leichter machen, weniger Plastik zu verbrauchen. Mit einem EU-Verbot für Wattestäbchen, Einweggeschirr und Trinkhalme ist es aus Sicht vieler Verbraucher nicht getan. 

Wir fordern die zügige Umsetzung der folgenden Maßnahmen:

  1. Start einer bundesweiten Initiative mit verschiedenen Angeboten zur Plastikvermeidung, an der sich Händler und Gastronomen flächendeckend beteiligen. Die bislang umgesetzten Maßnahmen sind zu kleinteilig und daher ohne große Wirkung. 
  2. Umgestaltung von Verpackungen, sodass weniger (Plastik)Müll anfällt. Die Händler sollten mit ihren Eigenmarken als Vorbild vorangehen. 
  3. Verschärfung der rechtlichen Vorgabe, wonach 30 Prozent Luft in Fertigpackungen erlaubt sind.
  4. Eine verpflichtende Mehrwegquote einführen sowie mehr für Mehrwegnetze und Mehrwegbecher werben.
  5. Verbrauchern durch geeignete Maßnahmen, wie zum Beispiel Rabatte, Anreize zum Plastiksparen geben.
  6. In Supermärkten und gastronomischen Einrichtungen sichtbarer und aktiver über Angebote zur Müllvermeidung informieren.

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