📈 Vortrag in der Verbraucherzentrale am 16. Dezember: „Aktienfonds, ETFs & Co. fĂŒr den Einstieg“ â‡’ Jetzt anmelden


Veranstaltungen

Warenkorb

Streaming, Social Media, KI & Co – was bedeutet das fĂŒr Klima und Umwelt?

Viele Bereiche unseres Lebens wurden zuletzt digitalisiert â€“ teils in einem rasanten Tempo. Manche erhofften sich dadurch auch einen Nutzen fĂŒr die Umwelt. Doch ist dem wirklich so? Wir haben wichtige Informationen kompakt fĂŒr Sie zusammengetragen.

Streaming Dienst: Mann schaut auf Laptop

Das Wichtigste in KĂŒrze

  1. Oft wird beim Thema Digitalisierung der positive Effekt auf die Umwelt hervorgehoben. Doch die GerĂ€te, die dazugehörige Infrastruktur und der fortwĂ€hrende digitale Datenstrom haben auch negative Auswirkungen auf die Umwelt.
  2. Ein Problem: Die stĂ€ndige Weiterentwicklung von Produkten und Angeboten weckt in immer kĂŒrzeren AbstĂ€nden neue Begehrlichkeiten. Das kostet Rohstoffe, verbraucht Energie und produziert Emissionen.
  3. AktivitĂ€ten in der digitalen Welt sollten mit Bedacht stattfinden. Denn oft fĂŒhrt „mehr Komfort“ zu einer ĂŒbermĂ€ĂŸigen Mehrnutzung. Dann frisst das Wachstum den Effizienzgewinn, der eigentlich mit der Digitalisierung einhergeht.
Stand: 27.05.2024

Nachrichten zu jeder Zeit hören, sehen oder lesen und morgens nicht mehr am Zeitungskiosk stehen. Schnell E-Mails oder Kurznachrichten schreiben und keine Briefe oder Faxe schicken. Von jedem Ort der Welt Zugriff auf Fotos und andere Dokumente haben, ohne Alben zu wĂ€lzen oder Aktenordner aufzubewahren. Filme und Serien nach Belieben schauen und immer genau die Musik hören, die zur Stimmung passt, ohne an ein Programm gebunden zu sein.

In einer digitalisierten Welt ist vieles bequemer – und auf den ersten Blick nicht mehr so stark an Dinge oder GegenstĂ€nde gebunden. Doch um zu erkennen, welche Auswirkungen der Komfort auf unsere Umwelt hat und was unser Handeln auslöst, braucht es einen gewissen Überblick. Diesen versuchen wir in diesem Artikel zu geben. Weil die ZusammenhĂ€nge aber sehr komplex sind, können wir nur einen kleinen Ausschnitt darstellen â€“ quasi als Denkanstoß.

Die Produktion: Handy, TV und Co

Ein wichtiger Knackpunkt liegt in der Produktion der GerĂ€te. Egal ob Smartphone, Tablet oder Fernseher, es werden immer sehr viele Rohstoffe benötigt, um die technischen Helferlein herzustellen. Im Schnitt kommt laut Französischer Agentur fĂŒr Umwelt und Energiewirtschaft (ADEME) etwa das 50- bis 350-Fache des Gewichts eines GerĂ€ts an Rohstoffen zum Einsatz. 

FĂŒr einen zwei Kilogramm schweren Laptop sind es beispielsweise ungefĂ€hr 800 Kilogramm Rohstoffe, darunter Aluminium, seltene Erden und toxische Schwermetalle.

Viele der in technischen GerĂ€ten verbauten Stoffe werden in Afrika, SĂŒdamerika oder Asien abgebaut – teilweise unter Einsatz von umwelt- und gesundheitsschĂ€dlichen Chemikalien und/oder mittels Kinderarbeit. Vor allem die sogenannten seltenen Erden sind sehr gefragt und nur schwer zu gewinnen.

Doch nicht nur der Abbau der Rohstoffe ist oft problematisch, auch die Produktion der GerĂ€te selbst steht immer wieder in der Kritik. Hinzu kommt der weite Transport der fertigen Produkte aus Asien nach Deutschland, der zusĂ€tzlich Treibhausgase freisetzt. Laut ADEME sind bei einem Smartphone etwa 70 Prozent der Emissionen wĂ€hrend der gesamten Lebenszeit auf die Herstellung des GerĂ€ts zurĂŒckzufĂŒhren.

Wer sein Smartphone also lĂ€nger nutzt, spart viel klimaschĂ€dliches Kohlendioxid. Trotzdem ersetzen die EuropĂ€erinnen und EuropĂ€er ihr Smartphone nach nur etwa drei Jahren durch ein neues GerĂ€t. WĂ€ren alle Handys nur ein Jahr lĂ€nger im Einsatz, könnte Europa laut einer Studie der Umweltorganisation European Environmental Bureau (EEB) zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid jĂ€hrlich einsparen.

So viele Jahre sollten neue ElektronikgerÀte mindestens halten

Die technische Infrastruktur: Masten, Kabel und Serverfarmen

Damit wir unsere Smartphones, Smart-TVs und andere GerĂ€te zu Hause verwenden und mit dem Internet verbinden können, braucht es eine immense Infrastruktur. Angefangen bei dem WLAN-Router zu Hause ĂŒber die DatenĂŒbertragung mittels Glasfaserkabel, große Rechenzentren und Serverfarmen rund um die Welt bis hin zu Funkmasten fĂŒr die mobile Nutzung des Internets und der Telefonie.

All das muss erbaut, betrieben oder auch erneuert werden. Vor allem der Betrieb von Serverfarmen, die Rechenleistungen fĂŒr die Hintergrundprozesse bereitstellen, ist sehr energieintensiv. Der meiste Strom wird dabei nicht fĂŒr die Rechenleistungen und den Betrieb der Server verwendet, sondern fĂŒr die KĂŒhlung der GerĂ€te. Die AbwĂ€rme, die die GerĂ€te produzieren, muss abgefĂŒhrt werden, sonst nimmt die Technik Schaden.

Vor allem fĂŒr die enormen Datenmengen, die Anwendungen mit KĂŒnstlicher Intelligenz (KI) nutzen und erzeugen, sind immer grĂ¶ĂŸere Rechenzentren erforderlich. Deren Energiebedarf wird mit der Entwicklung stĂ€rkerer KIs und der damit einhergehenden wachsenden Datenmenge in Zukunft grĂ¶ĂŸer und grĂ¶ĂŸer. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der dringenden Notwendigkeit, Energie zu sparen, ist das ein Problem.

Gut zu wissen

Eine digitale Datei, wie zum Beispiel eine E-Mail, legt zwischen Sender und EmpfĂ€nger im Durchschnitt rund 15.000 Kilometer zurĂŒck und verursacht dadurch bis zu 10 Gramm CO2, das entspricht ungefĂ€hr den Emissionen einer PlastiktĂŒte. Hochgerechnet auf den gesamten deutschen E-Mail-Verkehr im Jahr 2018 ergibt das mehr als 8 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Vorausgesetzt, jede Mail hatte nur einen EmpfĂ€nger, denn steigt die EmpfĂ€ngerzahl um den Faktor zehn, vervierfachen sich die Umweltauswirkungen.

Datenflut: Alles braucht Energie

Wir googeln, befragen ChatGPT, chatten, streamen Filme und Musik, sitzen in Videokonferenzen oder treffen uns zum Spielen im Netz. Jede Aktion im Internet verbraucht Energie. Und je mehr wir online unterwegs sind und je mehr Daten transferiert werden, desto rasanter steigt der Energiebedarf.

Die Berechnung des Stromverbrauchs der Informations- und Kommunikationsbranche hĂ€ngt von verschiedenen Faktoren ab. Je nach Berechnungsmethode fallen die Werte höher oder niedriger aus – mal sind es zwei, mal elf Prozent des weltweiten Stromverbrauchs. Laut Greenpeace ist das Internet nach China und den USA der drittgrĂ¶ĂŸte Stromverbraucher und liegt mit 800 Millionen Tonnen CO2 wie Deutschland auf Platz 6 bei den Emissionen. Schon die Rechenzentren am grĂ¶ĂŸten Internetknoten der Welt in Frankfurt am Main verbrauchen so viel Strom wie eine Kleinstadt und mehr als der Frankfurter Flughafen. Weitere Beispiele:

  • 1 Suchanfrage = ca. 0,0003 Kilowattstunden (Jede Minute gehen etwa 4 Millionen Suchanfragen ein.)
  • 1 Tweet = ca. 0,63 Kilowattstunden (Jeden Tag werden rund 500 Millionen Tweets versendet.)
  • 1 Stunde Video-Streaming = ca. 0,25 Kilowattstunden

Was auf den ersten Blick nach kleinen Zahlen aussieht, summiert sich allein durch die große Anzahl an Nutzerinnen und Nutzern zu riesigen Daten- und Energiemengen. Und nicht immer wird grĂŒner Strom verwendet, um diese bereitzustellen. Ganz im Gegenteil ...

Rebound-Effekt: Effizienz sorgt fĂŒr ĂŒbermĂ€ĂŸiges Wachstum

Der Komfort, den digitale Angebote zweifellos bieten, hat leider noch weitere Schattenseiten. Auch wenn wir auf der einen Seite Ressourcen sparen, fĂŒhrt der „schnelle Klick“ doch dazu, ĂŒbermĂ€ĂŸig viele Mails zu schreiben, alles zu streamen, was im Angebot ist, rasch zu bestellen und noch viel rascher wieder zu retournieren. Dieser Anstieg der Netznutzung fĂŒhrt zu erheblichen Folgeproblemen, wenn man an die vernichtete Retourware bei großen Online-Anbietern denkt, an den zusĂ€tzlichen Transport- und Energieaufwand, vor allem fĂŒr „Premium“-Dienste mit besonders rascher Zustellung und Abholung, an die exponentiell ansteigende Nutzung von Video-Daten.

Dann kommt es â€“ trotz zunĂ€chst positiver Umwelteffekte  â€“ zu einem dramatischen Anstieg der Umweltkosten durch Übernutzung. Fachleute sprechen hier vom sogenannten Rebound-Effekt, oder Wachstum frisst den Effizienzgewinn. Auch aus diesem Grund ist eine sorgsame, abwĂ€gende und auf das Notwendige beschrĂ€nkte Nutzung der Digitalisierung beim Einkaufen, in der Freizeit und im GeschĂ€ftsleben besonders wichtig!

Unsere Tipps

Wir haben ein paar Tipps fĂŒr Sie zusammengestellt, mit denen Sie Ihr digitales Leben ein klein wenig umwelt- und klimafreundlicher machen können.

  • RĂ€umen Sie mal Ihre Daten auf dem PC oder im E-Mail-Postfach auf. Löschen Sie, was nicht mehr benötigt wird. Das spart Energie und macht den Rechner zusĂ€tzlich wieder schneller.
  • Schreiben Sie nicht wegen jeder Kleinigkeit eine E-Mail, sondern sammeln Sie Informationen. Verzichten Sie auf unnötige oder zu großen AnhĂ€nge.
  • Streamen Sie lieber ĂŒbers Festnetz als ĂŒber die mobilen Daten Ihres Smartphones.
  • Nutzen Sie Ihre elektronischen GerĂ€te möglichst lange. Kaufen Sie auch mal ein gebrauchtes Smartphone.
  • Bringen Sie Ihre AltgerĂ€te zur Sammlung, zum Recycling oder verkaufen Sie sie auf dem Zweitmarkt. Liegen sie nur zu Hause herum, können die wertvollen Inhaltsstoffe nicht mehr genutzt werden.
  • Geht mal etwas kaputt, versuchen Sie den Defekt reparieren zu lassen. Das wird einem zwar nicht immer leicht gemacht, doch tun Sie der Umwelt damit wirklich etwas Gutes.

BĂŒcher und BroschĂŒren