Trading-Apps verführen zum Zocken
Neo-Broker und Trading-Apps liegen im Trend. Der einfache und kostengünstige Handel mit Wertpapieren übers Smartphone findet immer mehr Freunde. Doch nicht jedem Nutzer sind die Gefahren des bequemen Internethandels bewusst.
Das Wichtigste in Kürze
- Trading-Apps ermöglichen den Kauf und Verkauf von Aktien mit nur wenigen Klicks und geringen Gebühren.
- Trading-Apps verleiten Anleger zu unüberlegten Transaktionen mit hohem Verlustpotenzial.
- Als verlässliche Geldanlage eignen sich Aktienspekulationen nicht. Es ist vielmehr ein Spielzeug für Zocker mit dem nötigen Kleingeld.
Durch Trading-Apps ist der Handel mit Wertpapieren einfacher denn je. Mit ein paar Klicks am Smartphone sind Aktien gekauft und wieder abgestoßen. Der Handel etwa über Trade Republic, Scalable Capital oder Smartbroker ist zudem sehr kostengünstig - nicht selten wird mit Null Euro Gebühren und einem kostenlosen Depot geworben. Zugleich birgt der mobile Handel auch große Risiken und diese sind nicht jedem Nutzer bewusst.
Gerade unerfahrene Anleger laufen Gefahr, von den spielerischen Mechanismen der Trading-Apps zu unbedachten Transaktionen verführt zu werden. Doch der Handel mit Aktien, CFDs und Optionen ist kein Spiel. Es drohen hohe Verluste und ein vermeintlicher Geheimtipp kann sich schnell ins Gegenteil verkehren. Die Spekulation mit unbekannten Einzelaktien ist etwas für Zocker und Profis.
Auf die Öffnungszeiten achten
Anleger sollten sich über die angebotenen Handelsplätze und deren Öffnungszeiten informieren. Transaktionen außerhalb der üblichen Handelszeiten - vor der Arbeit, am Wochenende oder beim Abendbrot - sind teuer. Die angebotenen Kurse der Wertpapiere sind dann schlechter und der Spread - die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs - höher als zu den regulären Handelszeiten. Auch wenn keine Transaktionsgebühren anfallen, so zahlt der Nutzer durch die schlechten An- und Verkaufskurse drauf.
Versteckte Kosten widerlegen zudem die Annahme, man könne auf den Trading-Apps "quasi umsonst" handeln. Denn im Hintergrund werden Provisionen für jede Order gezahlt, von denen der Anleger nur erfährt, wenn er sich die Mühe macht, die jeweiligen Geschäftsbedingungen zu studieren. Provisionszahlungen von drei Euro sind Standard, beim Handel von außergewöhnlichen Wertpapieren kann es schnell ein Vielfaches sein.
Online-Broker setzten Aktienhandel aus
Immer wieder geraten Online-Broker mit Negativ-Schlagzeilen in den Fokus. Anfang 2021 setzte die Plattform Trade Repubic den Handel mit GameStop-Aktien aus.
Ein Ansturm von Kleinanlegern hatte zu einer beispiellosen Kursexplosion von GameStop-Aktien geführt. Die Aktie des Internetspieleanbieters GameStop war innerhalb von einer Woche von 40 Dollar auf fast 500 Dollar gestiegen. Trade Republic schloss daraufhin den Handel und ließ tausende Anleger mit Verlusten zurück.
Durch die Aussetzung des Handels mit GameStop-Aktien durch die Plattform Trade-Republic waren tausende Anleger handlungsunfähig und mussten tatenlos mit ansehen, wie der Kurs der Aktie abstürzte. Die Anleger verloren zum Teil beträchtliche Summen. Ob der Online-Broker für diese Verluste in die Verantwortung zu nehmen ist, wird noch juristisch aufgearbeitet.
Unser Rat
Für den Aufbau einer Altersvorsorge ist das Zocken und der schnelle Internethandel mit Wertpapieren ungeeignet. Kleinanleger sollten die Finger davon lassen oder allenfalls niedrige Beträge investieren, deren Verlust sie verkraften können.
Entscheidend für den soliden Aufbau von Geldanlage und Altersvorsorge sind eine langfristige Planung und eine ausreichende Diversifikation der Anlagen. Dazu zählt nicht nur die weltweit breite Streuung zwischen soliden und gut handelbaren Aktien, sondern auch die Prüfung einer Investition in Alternativen wie Bank- und Sachanlagen.
Die individuell passende Form der Geldanlage oder Altersvorsorge ist vor allem eine Frage der persönlichen Ziele, Möglichkeiten und der Risikobereitschaft. Unsere Expertinnen und Experten beraten Sie gerne – kompetent und unabhängig. ⇒ Jetzt Beratungstermin vereinbaren
