„Mehr drin“-Versprechen auf Lebensmitteln: Was steckt dahinter?
„Jetzt mehr drin“, „Extra Tassen“, „dauerhaft mehr Inhalt“ – solche Versprechen finden sich immer wieder groß aufgedruckt auf Lebensmittelverpackungen. Sie wecken den Eindruck, man bekäme mehr fürs gleiche Geld. Doch ist das wirklich so? Wir haben drei aktuelle Beispiele für Sie.

Das Wichtigste in Kürze
- Aussagen wie „Mehr drin“ oder „Mehr Inhalt“ erwecken den Eindruck eines besseren Preis-Leistungs-Verhältnisses – doch der Schein trügt oft.
- Diese drei aktuellen Beispiele zeigen: Die Produkte sind manchmal sogar teurer oder inhaltlich verändert – mitunter zum Nachteil der Verbraucherinnen und Verbraucher.
- Die Verbraucherzentrale rät: Achten Sie auf Füllmenge, Grundpreis und Zutatenliste – und lassen Sie sich nicht von Werbesprüchen täuschen!
Viele Werbeaussagen auf Lebensmittelverpackungen zu Inhaltsmengen klingen nach einem echten Vorteil: mehr drin, mehr Tassen, eine Scheibe mehr – oft ohne sichtbaren Aufpreis. Doch lohnt sich das wirklich? Unsere Beispiele zeigen, warum sich ein genauer Blick auf Mengen, Preise und Zutaten fast immer auszahlt.
1. Knorr Spaghetteria – mehr Inhalt, deutlich teurer
Unilever wirbt bei seinen Nudel-Fertiggerichten der Marke Knorr Spaghetteria mit „Jetzt mehr drin. Mehr Geschmack“. Tatsächlich hat der Hersteller die Füllmenge der Produkte leicht erhöht – zum Beispiel enthält die Variante Pasta Carbonara nun 172 statt 155 Gramm. Doch gleichzeitig stieg der Preis im Handel von 1,39 Euro auf 1,99 Euro. Die Nudeln sind nun rund 30 Prozent teurer. Bei anderen Produkten der Marke Knorr Spaghetteria sieht es ähnlich aus.
Sorte | Alte Füllmenge Alter Preis | Neue Füllmenge Neuer Preis | Preisanstieg |
Pasta Carbonara | 155 g 1,39 € | 172 g 1,99 € | +29 % |
Pasta Formagiana | 163 g 1,39 € | 181 g 1,99 € | +29 % |
Pasta Bolognese | 160 g 1,39 € | 178 g 1,99 € | +29 % |
Penne Pomodoro Mozzarella | 163 g 1,39 € | 181 g 1,99 € | +29 % |
Spinaci | 160 g 1,39 € | 178 g 1,99 € | +29 % |
Funghi | 150 g 1,39 € | 167 g 1,99 € | +29 % |
Unilever bewirbt einige der neuen Produkte auch mit dem Hinweis „Mehr Geschmack“. Doch laut Zutatenliste wurde bei vielen Sorten der Anteil wichtiger Inhaltsstoffe reduziert. Ganz abgesehen davon, dass in den Produkten hochverarbeitete Zutaten wie Tomatenpulver oder Schmelzkäsepulver stecken, deren Wert zweifelhaft ist.
- Pasta Carbonara: weniger Sahnepulver
- Pasta Bolognese: weniger Rindfleisch
- Penne Pomodoro Mozzarella: weniger Tomatenpulver, weniger Mozzarella
- Spinaci: weniger Schmelzkäsepulver, weniger Spinat
Aus unserer Sicht haben sich die Rezepturen der Fertiggerichte meist verschlechtert – der Geschmack dürfte vor allem vom Hefeextrakt stammen, das in vielen Sorten als Geschmacksverstärker steckt. Nur vereinzelt hat Unilever die Rezeptur tatsächlich etwas verbessert.
In einer Stellungnahme vom 15. Mai 2025 macht Unilever den Handel für die Preiserhöhung verantwortlich. Der Konzern führt aus, dass „(...) wir die Füllmengen unserer Knorr Produktreihen Spaghetteria, Hüttenschmaus, Activ Veggie und Asia im Rahmen eines Relaunchs um rund 11 % erhöht haben. Entsprechend haben wir die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) der Produkte proportional um ebenfalls 11 % auf 1,99 € angepasst. Zusätzlich haben wir bei einigen Produkten die Rezeptur überarbeitet, dazu gehören die Produkte der Reihe Spaghetteria (ausgenommen Pasta Funghi) sowie Activ Veggie Penne mit Broccoli. Mit der Kennzeichnung „mehr Geschmack“ weisen wir auf Produkten, deren Zubereitung wir bei nun mehr Inhalt mit unveränderter Wasserzugabe empfehlen, auf einen intensiveren Geschmack im Vergleich zum vorherigen Produkt hin. (...)“
Unser Fazit: Mogelpackung. Für „Mehr Inhalt“ müssen Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich mehr zahlen. Die Qualität der Produkte ist in der Regel nicht besser, sondern eher schlechter.
2. Tassimo Milka – mehr Tassen, weniger Inhalt
Bei der Kakaozubereitung Tassimo Milka von JDE (Jacobs Douwe Egberts) verspricht der Aufdruck „8+2 Extra Tassen“ einen Vorteil: 10 statt 8 Portionen – zum gleichen Preis. Doch: Die Gesamtfüllmenge sinkt von 240 Gramm (8×30 Gramm) auf 160 Gramm (10×16 Gramm). Das bedeutet: Weniger Pulver zum gleicher Preis. Umgerechnet entspricht das einer Preiserhöhung von 50 Prozent – bezogen auf das Gewicht des Produkts.
Ein Blick auf die Rezeptur zeigt: Der Zucker wurde reduziert, was grundsätzlich positiv ist – auch wenn knapp die Hälfte des Pulvers wohl immer noch aus Zucker besteht. Doch der Süßgeschmack bleibt auch mit weniger Zucker erhalten – durch den Einsatz umstrittener Süßstoffe wie Acesulfam (E 950) und Sucralose (E 955). Diese sind nicht auf der Vorderseite angegeben, sondern nur im Kleingedruckten – obendrein verschleiert als E-Nummer. Die Süßstoffe können bei gleicher Süßkraft deutlich geringer dosiert werden als Zucker. Das ist ein wichtiger Grund, warum die Füllmenge pro Tassimo Milka T-Disc so deutlich sinkt.
Die Menge an Kakao pro T-Disc bleibt trotz Füllmengenreduzierung gleich, sodass aufgrund der höheren Anzahl der Portionen sogar mehr Kakao in einer Packung ist. Zumindest das ist erfreulich.
In einer Stellungnahme betont JDE: „(...) Dank unserer neuen Rezeptur ist das Pulver ergiebiger. Daraus ergibt sich eine neue Füllmenge. Die Anzahl an enthaltenen T-Discs haben wir von 8 auf 10 erhöht, die Getränkelänge (Tassenportion) bleibt unverändert und auch die unverbindliche Preisempfehlung bleibt gleich. (...) So konnten wir durch die Rezepturänderung etwa den Zuckergehalt (-58%) sowie Kalorien (-45%) und Fett (-9%) pro Tasse bei gleichbleibendem Kakaoanteil reduzieren. (...)“
Unser Fazit: Mehr Portionen, aber eine stark veränderte Rezeptur. Der Geschmack des neuen Produkts mit weniger Inhalt wird von vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern als schlechter bewertet.
Gut zu wissen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist darauf hin, dass ein langfristiger Konsum von Süßstoffen bei Erwachsenen unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen kann. Eine weitere Studie zeigte, dass Süßstoffe wie Sucralose die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm verändern können (→ mehr über Süßungsmittel).
3. Grünländer Käse – jetzt wirklich mehr drin?
Der Hinweis „+1 Scheibe mehr“ oder „+20 g mehr“ auf Käseverpackungen der Marke Grünländer klingt vielversprechend. Tatsächlich wurde bei mehreren Sorten die Füllmenge erhöht – von 120 Gramm auf 140 Gramm. Das bedeutet: Mehr Käse, gleicher Preis – eine echte Ersparnis von rund 14 Prozent.
Sorte | Alte Füllmenge | Neue Füllmenge | Werbung |
Scheiben Würzig Cremig Räucher Gartenkräuter Chili-Paprika Bärlauch Lauchgefühl | 120 g | 140 g | „+1 Scheibe mehr“ |
Käse-Duo | 120 g | 140 g | „+20 g mehr“ |
Käse-Würfel Mild & Nussig | 120 g | 140 g | „+20 g mehr“ |
Scheiben Mild & Nussig Leicht | 140 g | 140 g | |
XXL Vorteilspack Mild & Nussig | 240 g | 240 g | |
XXL Vorteilspack Würzig Chili & Paprika | 210 g | 210 g | |
Hauchfeiner Genuss Mild & Nussig | 110 g | 110 g | |
Hauchfeiner Genuss Würzig | 100 g | 100 g |
Doch uns erreicht auch Kritik von Verbraucherinnen und Verbrauchern: Denn nicht alle Sorten profitieren von der Aktion (zum Beispiel Mild & Nussig und Leicht). Diese Sorten beinhalten ebenfalls 140 Gramm tragen die Auslobung „+1 Scheibe mehr“ aber nicht. Das sorgt für Verwirrung.
Hersteller Hochland hat uns in einer Stellungnahme versichert, man habe die Werbeaussagen „ausschließlich auf den Sorten angebracht, die mehr Inhalt enthalten“.
Was für die richtige Einordnung der Aktion aber wichtig ist: In den letzten zehn Jahren war Grünländer-Käse häufig von „Shrinkflation“ betroffen – von ursprünglich 200 Gramm schrumpfte die Füllmenge pro Packung schrittweise über 175, 160, 150, 140 und 130 Gramm auf den Tiefstwert von 120 Gramm für etliche Sorte. Erst jetzt gibt es wieder mehr Inhalt – nach jahrelangem Aderlass.
Unser Fazit: Mehr drin – aber nach massiver Schrumpfung in den letzten Jahren. Der Preis für den Käse hatte sich in den zehn Jahren zuvor durch Füllmengenreduzierungen und Preiserhöhungen nahezu verdoppelt!
Unser Rat
Lassen Sie sich nicht von Werbeversprechen auf der Vorderseite von Lebensmittelpackungen blenden. Entscheidend ist, was wirklich drin steckt. Achten Sie auf Grundpreis, Füllmenge und Zutatenliste. Oft werden mehr Portionen durch geänderte Rezepturen oder andere Zubereitungsempfehlungen herbeigeführt. Hier lohnt sich ein Vergleich zum Vorgängerprodukt besonders.