Den richtigen Fisch kaufen – mit der Guter Fisch-Liste
Überfischung, Zerstörung von Lebensräumen und viel Beifang sind häufige unerwünschte Begleiterscheinungen der kommerziellen Fischerei im Meer. Doch es ist kompliziert, zu erkennen, ob „guter Fisch“ überhaupt noch zu haben ist. Unsere Guter Fisch-Liste hilft beim Kauf von Meeresfisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Guter Fisch ist selten geworden. Die Guter Fisch-Liste enthält empfehlenswerte Fischarten aus dem Meer. Sie ist bis Mitte Dezember 2025 gültig. Fische aus Aquakulturen werden darauf nicht berücksichtigt.
- Verbraucherinnen und Verbraucher sollten darauf achten, dass beim Kauf sowohl der Fischname (Artname), das Fanggebiet und auch die Fangmethode mit den Angaben auf der Liste übereinstimmen. Sollten diese Angaben nicht erkennbar sein, wie zum Beispiel im Restaurant, sollte man gezielt nachfragen.
- Bei der Bewertung der Fische finden die angewandte Fangtechnik, die aktuelle Bestandsgröße, die Höhe des Fischereidrucks sowie die Rolle der jeweiligen Fischart im Ökosystem besondere Beachtung.
- Verbraucherinnen und Verbraucher können die Guter Fisch-Liste als PDF-Dokument herunterladen und bei Bedarf ausdrucken.
Die an der Guter Fisch-Liste beteiligten Verbände haben eine Liste von Fischen zusammengestellt, deren Fang und Verzehr derzeit die beste Alternative aufzeigt für alle, die nicht auf Fisch verzichten wollen. Wir appellieren an Sie, vorrangig diese Tiere einzukaufen. Die Liste wird jährlich aktualisiert und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Wichtig: Für unverarbeiteten Fisch und Tiefkühlprodukte sind die Angaben zu Fischart, Fangmethode und Fanggebiet verpflichtend. Von allen Informationen zusammen hängt ab, ob man einen Fisch mit gutem Gewissen kaufen und essen kann. So kann ein Seelachs in einem Fanggebiet überfischt sein, während sein Bestand in anderen Fanggebieten nicht bedroht ist.
Was ist neu bei der Guter Fisch-Liste 2024/25?
Die Guter Fisch Liste ist abermals kürzer geworden. Nachdem im letzten Jahr schon Makrele und Sprotte von der Liste entfernt werden mussten, hat sich nun der Zustand der Heringsbestände deutlich verschlechtert: Heringe aus der Nordsee und der nördlichen Irischen See sollten überhaupt nicht mehr verzehrt werden, Ostseeheringe aus dem Golf von Riga sind nur noch bedingt empfehlenswert.
Dieser Trend ist besorgniserregend, da kleine pelagische Schwarmfische wie Makrele, Sprotte und Heringe durch eine normalerweise natürlich bedingte große Anzahl eigentlich eine gute Wahl für den menschlichen Konsum wären. Sie sind auch eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, Schweinswale, Robben und größere Fische. Leider werden diese Arten weiter überfischt, wobei die Fänge oftmals Verwendung in Fischmehl und Öl finden.
Außerdem hat sich der Zustand der Lachsbestände in Alaska verschlechtert, sodass Rotlachs nicht mehr und Ketalachs nur noch bedingt empfehlenswert ist. Verantwortlich ist vor allem die Klimakrise, wodurch sich die Laichplätze in den Flüssen erwärmen.
Neu auf der Liste steht der Schellfisch, dessen Bestand in einigen Regionen vom Nordostatlantik zunimmt. Um eine Überfischung binnen weniger Jahre zu vermeiden, muss der Bestand nachhaltig bewirtschaftet werden. Zudem ist ein Teil der US-Fischerei auf Alaska-Seelachs bedingt empfehlenswert, wobei die Vermeidung und Dokumentation von Grundberührungen der Schleppnetze für den weiteren Verbleib auf der Liste ausschlaggebend sind.
Empfehlenswerter Fisch
Wenn Meeresfisch, dann bietet diese Positiv-Liste eine gute Auswahl. Achten Sie darauf, dass beim Kauf sowohl der Fischname (Artname), das Fanggebiet und auch die Fangmethode mit den Angaben auf der Liste übereinstimmen. Die Liste ist gültig bis Mitte Dezember 2025.
Flunder aus der Ostsee (Platichthys flesus)
Fanggebiet
FAO 27.3: Skagerrak, Kattegat, Belte, Öresund und Ostsee
Akzeptable Fanggeräte
Reusen und Fallen
Bemerkung, Bedingung, Quelle
Die Flunder gehört zu den Plattfischen und lebt und frisst überwiegend am Boden. Den Beständen in der Ostsee geht es gut und sie werden nachhaltig befischt.
Mehr Informationen: fishbase, ices-library (Teil 1), ices-library (Teil 2), ices-library (Teil 3) und ices-library (Teil 4)
Kliesche aus der Ostsee (Limanda limanda)
Fanggebiet
FAO 27.3: Skagerrak, Kattegat, Belte, Öresund und Ostsee
Akzeptable Fanggeräte
Reusen und Fallen
Bemerkung, Bedingung, Quelle
Die Kliesche ist ein kleinerer Plattfisch, der überwiegend am Boden lebt und frisst. Den Beständen in der Ostsee geht es gut und sie werden nachhaltig befischt.
Mehr Informationen: fishbase, ices-library
Miesmuschel aus Leinenkultur (Mytilus edulis)
Fanggebiet
FAO 27: Nordostatlantik
Akzeptable Fanggeräte
Leinenkultur (Diese detaillierte Angabe findet sich nur selten auf dem Etikett. Im Zweifel ist eine gezielte Nachfrage zu empfehlen.)
Bemerkung, Bedingung, Quelle
Die Miesmuschel ist weit verbreitet in flachen kühlen Küstengewässern. Sie bildet Muschelbänke, die vielen anderen Tieren Lebensraum bieten. Außerdem filtert sie Plankton als Nahrung aus dem Wasser. Das Absammeln von natürlichem Aufwuchs auf speziell ausgebrachten Leinen ist eine schonende Fangmethode.
Mehr Informationen: sealifebase, fisheries
Scholle aus der Ostsee (Pleuronectes platessa)
Fanggebiet
FAO 27.3: Skagerrak, Kattegat, Belte, Öresund und Ostsee
Akzeptable Fanggeräte
Reusen und Fallen
Bemerkung, Bedingung, Quelle
Die Scholle gehört zu den Plattfischen und lebt und frisst überwiegend am Boden. Die Bestände in der Ostsee werden nachhaltig befischt. Allerdings sind in einigen Regionen viele Fische in einem schlechten Zustand, das heißt zu klein oder zu dünn.
Mehr Informationen: fishbase, ices-library (Teil 1) und ices-library (Teil 2)
Seelachs aus der Barentssee (Pollachius virens)
Fanggebiet
FAO 27.1 und 27.2: Barentssee, Norwegische See, Spitzbergen und Bäreninseln
Akzeptable Fanggeräte
Umschließungsnetze und Hebenetze
Bemerkung, Bedingung, Quelle
Der Köhler, der unter dem Handelsnahmen Seelachs verkauft wird, ist ein großer dorschartiger Raubfisch, der häufig kleinere Fische frisst und damit das Ökosystem stabilisiert. Der Bestand in der Barentssee ist groß und wird nachhaltig befischt.
Mehr Informationen: fishbase, ices-library
Iberischer Stöcker (Trachurus trachurus)
Fanggebiet
FAO 27.8 und 27.9: Portugiesische Gewässer und Biskaya
Akzeptable Fanggeräte
Umschließungsnetze und Hebenetze
Bemerkung, Bedingung, Quelle
Der Stöcker ist ein mittelgroßer Wanderfisch, der sich hauptsächlich von kleineren Fischen, Garnelen und Tintenfischen ernährt. Der Bestand um die iberische Halbinsel ist groß und wird nur schwach befischt.
Mehr Informationen: fishbase, ices-library
Echter Bonito (Katsuwonis pelamis)
Fanggebiet
FAO 51, 57, 61, 71, 77 und 81: Nordwestpazifik, Westlicher Zentralpazifik, Östlicher Zentralpazifik und Südwestpazifik, Indischer Ozean
Akzeptable Fanggeräte
Handleinen und Angelleinen (Auf dem Etikett steht häufig nur „Haken und Leinen“, was auch die nicht akzeptablen Langleinen umfasst. Im Zweifel ist eine gezielte Nachfrage zu empfehlen.)
Bemerkung, Bedingung, Quelle
Der Bonito ist ein kleinerer Thunfisch, der weltweit in warmen Meeren vorkommt und sich hauptsächlich von kleineren Fischen und Tintenfischen ernährt. Die Bestände im Westlichen und Zentralpazifik sowie im Indischen Ozean sind in gutem Zustand.
Mehr Informationen: fishbase, WCPFC (Teil 1) und issf (Teil 2)
Weißer Thun (Thunnus alalunga)
Fanggebiet
FAO 21, 27, 31 und 34: Nordwestatlantik, Nordostatlantik, Mittlerer Westatlantik, Mittlerer Ostatlantik
Akzeptable Fanggeräte
Handleinen und Angelleinen, Schleppangeln (Auf dem Etikett steht häufig nur „Haken und Leinen“, was auch die nicht akzeptablen Langleinen umfasst. Im Zweifel ist eine gezielte Nachfrage zu empfehlen.)
Bemerkung, Bedingung, Quelle
Der Weiße Thun kommt weltweit in warmen Meeren vor und ernährt sich hauptsächlich von kleineren Fischen und Tintenfischen. Die Bestände im Nordatlantik sind noch in gutem Zustand und werden nachhaltig befischt.
Mehr Informationen: fishbase, ICCAT (Teil 1) und issf (Teil 2)
Schellfisch (Melanogrammus aeglefinus)
Fanggebiet
FAO 27: Nordsee, Westlich Schottlands, Skagerrak
Akzeptable Fanggeräte
Haken und Leinen
Bemerkung, Bedingung, Quelle
Der Schellfisch gehört zur Familie der Dorsche und lebt dicht über dem Meeresboden, weshalb er häufig mit nicht akzeptablen Grundschleppnetzen gefangen wird. In den meisten Regionen des Nordostatlantiks wächst der Bestand.
Mehr Informationen: fishbase, ices-library
Bedingt empfehlenswerter Fisch
Fischbestände können auch bedingt aufgenommen werden, wenn sie zentrale Kriterien der Liste wie ausreichende Bestandsgröße, nachhaltigen Fischereidruck, Beifangvermeidung oder schonende Fangmethoden nur knapp verfehlen. Die Bedingungen (z.B. Verringerung der erlaubten Fänge, Änderung der Fangmethoden, Ausschluss von bestimmten Fanggebieten) müssen dann vor der Aufnahme in die nächste Ausgabe der Liste erfüllt werden.
Hering aus dem Golf von Riga (Clupea harengus)
Fanggebiet
FAO 27.3: Ostsee (Gilt nur für den Golf von Riga, ICES 28.1. Diese detaillierte Angabe findet sich allerdings nur selten auf dem Etikett. Im Zweifel ist eine gezielte Nachfrage zu empfehlen.)
Akzeptable Fanggeräte
Reusen und Fallen, Pelagische Schleppnetze
Bemerkung, Bedingung, Quelle
Heringe kommen in großen Beständen im Nordatlantik und in der Ostsee vor und spielen als Futterfische eine Schlüsselrolle im Nahrungsnetz der Meere. Der Bestand im Golf von Riga in der Ostsee hat zwar noch eine ausreichende Größe, aber die Fänge sind zu hoch. Um den Hering aus dem Golf von Riga uneingeschränkt zu empfehlen, muss der Bestand nächstes Jahr weniger stark befischt werden.
Mehr Informationen: fishbase, ices-library
Ketalachs (Oncorhynchus keta)
Fanggebiet
FAO 67: Nordostpazifik (Gilt nur für Alaska. Diese detaillierte Angabe findet sich nur selten auf dem Etikett. Im Zweifel ist eine gezielte Nachfrage zu empfehlen. Im Zweifel ist eine gezielte Nachfrage zu empfehlen.)
Akzeptable Fanggeräte
Umschließungsnetze und Hebenetze, Schleppangeln (Auf dem Etikett steht häufig nur „Haken und Leinen“, was auch die nicht akzeptablen Langleinen umfasst. Im Zweifel ist eine gezielte Nachfrage zu empfehlen.)
Bemerkung, Bedingung, Quelle
Der Ketalachs ist ein großer pazifischer Lachs, der in Flüssen des nördlichen Nordpazifik ablaicht und dann stirbt. Der Zustand der Bestände, die in Alaska ablaichen, hat sich teilweise verschlechtert. Unter anderem setzt die Klimakrise dem Ketalachs zu.
Alaska-Seelachs (Gadus chalcogrammus)
Fanggebiet
FAO 67: Nordostpazifik, Östliche Beringsee (Gilt nur für Östliche Beringsee. Diese detaillierte Angabe findet sich nur selten auf dem Etikett. Im Zweifel ist eine gezielte Nachfrage zu empfehlen. Im Zweifel ist eine gezielte Nachfrage zu empfehlen.)
Akzeptable Fanggeräte
Pelagische Schleppnetze, bei denen Grundberührungen ausgeschlossen sind oder genau dokumentiert werden (Auf dem Etikett steht häufig nur „Schleppnetze“, was keinen Aufschluss über mögliche Grundberührungen gibt. Im Zweifel ist eine gezielte Nachfrage zu empfehlen.)
Bemerkung, Bedingung, Quelle
Der Alaska-Seelachs gehört zur Familie der Dorsche. Er lebt in großen Schwärmen in Bodennähe, aber zum Jagen steigt er in höhere Wasserschichten auf. Der Alaska-Seelachs wird mit pelagischen Schleppnetzen gefangen, die teilweise den Meeresboden berühren und damit beschädigen. Diese Grundberührungen müssen stärker vermieden und dokumentiert werden.
Gut zu wissen
Die Nachfrage entscheidet, was zum Verkauf angeboten wird. Nachhaltige Kaufentscheidungen können deshalb helfen, die Umweltverträglichkeit der Fischerei zu beeinflussen. Auf Anfrage bei den wichtigsten Händlern und Anbietern von Fischprodukten antworteten Rewe und Edeka, dass sie einige Thunfisch-Konserven im Sortiment haben, die die Kriterien der Guter Fisch-Liste erfüllen. Netto führt in einem Tiefkühlprodukt den bedingt empfehlenswerten Ketalachs und Frosta verweist auf einige Produkte mit Alaska-Seelachs, die die Vorgaben größtenteils einhalten würden.
Fisch – was ist denn das Problem?
Fisch kann Bestandteil einer gesunden Ernährung sein. Er liefert wertvolle Eiweiße, Fettsäuren und Mineralstoffe. Doch Meeresfische werden immer knapper: Überfischung und nicht nachhaltige Fangmethoden bedrohen die Fischbestände in allen Meeren und schädigen die Umwelt. Außerdem beeinträchtigen Klimakrise, Verschmutzung und Infrastrukturausbau das Ökosystem Meer.
Die Mehrzahl der Fischbestände weltweit werden bis an ihre biologischen Grenzen oder darüber hinaus befischt. Nur noch wenige Bestände sind in einem guten Zustand. Die steigende Nachfrage einer wachsenden Weltbevölkerung trifft immer häufiger auf erschöpfte Fischbestände. Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit von mehreren Milliarden Menschen, vor allem im globalen Süden.
Unser Ziel sind gesunde Meere, in denen Fischbestände leben, die trotz ihrer kommerziellen Nutzung groß und gesund sind und die ihre Rolle im Ökosystem erfüllen können. Denn: Der Einfluss der Fischerei auf die Meeresumwelt, auf marine Säugetiere, Seevögel und auf nicht kommerziell genutzte Fischarten muss so gering wie möglich sein und darf das Erreichen nationaler und europäischer Ziele zum Schutz der Biodiversität und der Meeresumwelt nicht gefährden.
Kriterien
Bestandsgrößen müssen nachweisbar und aktuell über dem Mindestwert liegen, der den maximalen Dauerertrag (maximum sustainable yield = MSY) produzieren kann.
Der Fischereidruck muss nachweisbar und aktuell kleiner sein als derjenige, der den maximalen Dauerertrag (maximum sustainable yield = MSY) produzieren kann.
Die mittlere Körpergröße im Fang muss deutlich über derjenigen liegen, bei der die Tiere geschlechtsreif werden.
Es muss ausreichend Fisch im Angebot sein, der mit schonenden Fanggeräten gefangen wurde. Das heißt, dass die Fangmethoden die Umwelt, andere Arten und die natürliche Größenstruktur des Bestandes möglichst wenig beeinträchtigen. Maschenweiten müssen so gewählt werden, dass Jungfische und kleinere Arten nicht als Beifang mitgefangen werden. Unter dieser Voraussetzung sind akzeptable Fanggeräte je nach Fischart: Handleinen und Angelleinen, Schleppangeln, Umschließungsnetze und Hebenetze, Nicht-grundberührende (pelagische) Schleppnetze, Kiemennetze und vergleichbare Netze, Fallen und Reusen, Leinenkultur (bei Muscheln).
Der Einsatz von Stellnetzen ist in Ausnahmefällen dann zu akzeptieren, wenn ihre Naturverträglichkeit wissenschaftlich nachgewiesen ist. Um die Naturverträglichkeit der Stellnetzfischerei beurteilen zu können, bedarf es belastbarer Daten zum Beifang von Seevögeln und Meeressäugern. Ebenso ist der Einsatz von Schleppnetzen nur zu akzeptieren, wenn der Meeresgrund nicht berührt wird und der Beifang nachweislich gering ist. Ausgeschlossen sind Grundschleppnetze, Dredgen und der Einsatz von Fischsammlern bei Umschließungsnetzen (englisch: Fish Aggregating Devices oder kurz: FADs).
Die Liste wurde im Dezember 2024 aktualisiert und ist bis Mitte Dezember 2025 gültig.