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Meine Umwelt, meine Kleidung und ich

Kleidung soll unsere Persönlichkeit unterstreichen und ein verlässlicher Begleiter sein – außerdem am liebsten hochmodern und nigelnagelneu. Wir leben heute eine Mentalität des immer wieder Alles-Neu-Kaufens. Da stellt sich die Frage: Wie ökologisch kann das denn sein?

Frau im Wald mit Rucksack auf dem Rücken

Das Wichtigste in Kürze

  1. Kleidung ist Massenware geworden: Statt eines wertvollen Teils werden mehrere minderwertige gekauft.
  2. Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, auf die Sozial- und Umweltverträglichkeit von Produkten zu achten, sondern vor allem auch den eigenen Konsum zu hinterfragen und zu reduzieren, denn: Selbst das nachhaltigste Kleidungsstück kann zu viel kaufen nicht ausgleichen.
  3. Das Kaufverhalten kann durch den Kauf von Second-Hand-Ware, Reparaturen der vorhandenen Kleidungsstücke und den Erwerb hochwertiger Textilien ökologischer werden.
  4. Gute Textilien sind mit Siegeln wie zum Beispiel IVN, GOTS oder dem Grünen Knopf ausgezeichnet.
Stand: 17.04.2023

Klamotten sind längst zur Massenware geworden. Es werden heute nur noch wenige Teile mit Bedacht gekauft, weil sie als besonders empfunden werden oder eine hohe Textilqualität haben. Stattdessen besorgt man sich in der Regel gleich mehrere, günstigere Stücke. Das geschieht manchmal schon ganz nebenbei im Ausverkauf oder in einem großen Supermarkt. Häufig müssen wir uns aber auch einfach nicht mehr für ein bestimmtes Teil entscheiden: Wir sind im Zeitalter der Fast Fashion [engl. für schnelle Mode] angekommen.

Gründe dafür gibt es viele. Das Angebot ist riesig, die Preise niedrig, Mode und Kollektionen von Modehäusern ändern sich ständig. Und wenn das alles niemanden zum Kauf bewegt hat, gibt es die schon günstige Ware noch einmal reduziert als Schnäppchen.

Doch was sind die Folgen? Laut Statistik kaufen Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland rund 25 Kilogramm neue Textilien im Jahr, wovon etwa die Hälfte auf Bekleidung entfällt. Und mit dem Konsum steigt auch der Abfall. So kommen allein in Deutschland jährlich 750.000 Tonnen Altkleider zusammen. Gegenläufig zum Konsum ist der prozentuale Anteil der Kosten für Bekleidung und Schuhe in den letzten 40 Jahren stetig gesunken. Das bedeutet, es wird immer mehr Bekleidung für immer weniger Geld konsumiert. Doch Kleidung zu Schnäppchenpreisen kann nicht fair und ökologisch sein – und teurere ist es nicht notwendigerweise.

Was ist BIO an meiner Kleidung?

Viele günstig produzierende Modehäuser bieten heute Stücke aus „Bio-Baumwolle“ an oder kennzeichnen einige Kollektionen als „bewusst“. Doch was bedeutet eigentlich „ökologisch“ oder „nachhaltig“ im Bereich der Mode? Anders als bei unseren Lebensmitteln gibt es für die fertigen Textilien keine gesetzlichen Bestimmungen zum Begriff „Bio“, „Öko“ oder „Organic“ oder „Fair“. Wer bessere Kleidung kaufen will, scheitert oft an der unübersichtlichen Kennzeichnung der Textilien.

Rückstände chemischer Substanzen können nämlich auch in Kleidung gefunden werden, die als „Bio“ gekennzeichnet wurde (weil sich diese Aussage oft nur auf den Anbau von Fasern bezieht, die weiteren Schritte der Verarbeitung sind davon oft nicht erfasst). Sie können zu gesundheitlichen Belastungen wie beispielsweise Allergien führen. Die chemischen Rückstände dieser Kleidung werden bei jedem Waschgang ausgespült, gelangen in unser Abwassersystem und wirken direkt auf unsere Umwelt ein.

Zur Herkunft des Textils muss in Deutschland keine Angabe erfolgen. Das bei vielen Kleidungsstücken deklarierte „Made in ...“ ist wenig aussagekräftig, denn hier wird nur der Ort des letzten Produktionsschrittes genannt. 

Für Farb- und andere chemische Zusatzstoffe gibt es ebenfalls keine Kennzeichnungspflicht. Wer sichergehen will, dass sein Kleidungsstück schadstofffrei ist, muss andere Zertifikate zu Rate ziehen. Zwar gibt es gesetzlich festgelegte Grenzwerte für bestimmte Chemikalien und Schadstoffe, allerdings fast keine vorgeschriebenen Kontrollen.

Woran erkenne ich gute Textilien?

Gute Textilien sind mit Siegeln oder Labeln ausgezeichnet. Es gibt unzählige Siegel, da jede Firma ihre eigenen Standards entwickeln und mittels eines Qualitätssiegels hervorheben kann. Diese können dann zum Beispiel aussagen, dass das Unternehmen besonders ökologisch und nachhaltig arbeitet oder fair handelt. Nur wenige Siegel sind jedoch tatsächlich verlässlich und aussagekräftig.

Wir empfehlen im Wesentlichen drei Siegel aus dem Textilbereich, die sehr streng sind und in ihren Kriterien sehr weit gehen.

  • Der Grüne Knopf wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) aufgesetzt und hat relativ strenge Kriterien.
  • Noch strenger in den Kriterien ist das IVN-Siegel (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft e.V.).
  • Ebenfalls zu empfehlen ist mit GOTS (Global Organic Textile Standard) ausgezeichnete Ware. IVN-Best und GOTS achten neben der Einhaltung von Umweltstandards auch darauf, ob soziale Kriterien erfüllt sind.
  • Ausführlichere Informationen und eine Auflistung weiterer Siegel sind in unserer Broschüre „Korrekte Klamotten“ zu finden.

Unsere Tipps

Wie also kann ich meinen Konsum klimafreundlicher gestalten? Die ökologischste Kleidung ist sicherlich die, die gar nicht erst hergestellt und gekauft wird. Doch auch gut gekleidet können Sie einiges tun, um es unserer Umwelt leichter zu machen.

  • Verändern Sie Ihr Konsumverhalten. Kaufen Sie seltener und weniger Kleidungsstücke. Achten Sie beim Kauf auf eine gute Qualität. An hochwertigen Textilien haben Sie länger Freude und diese lassen sich auch leichter reparieren oder umnähen.
  • Kaufen Sie ökologisch zertifizierte Kleidung. Wenn es Ihnen möglich ist, kaufen Sie ökologisch wertvolle und fair gehandelte Ware. Es gibt einige gute Händler und Marken, die zertifizierte Materialien verarbeiten.
  • Kaufen oder tauschen Sie gebrauchte Sachen. Kaufen Sie Kleidung aus zweiter Hand. In „Second-Hand“ oder „Vintage“-Läden finden Sie Lieblingsteile, die noch vollkommen in Ordnung sind. Ein positiver Nebeneffekt: Chemikalien aus der Produktion und Lagerung sind je nach Gebrauch der Textilien schon stärker ausgewaschen worden.
  • Leihen Sie sich Teile Ihrer Garderobe. Brauchen Sie Umstands- oder Babykleidung? Nutzen Sie Verleihsysteme statt die Sachen zu kaufen. Sie sparen nicht nur Geld, sondern auch die Zeit des Aussortierens, wenn der Kleiderschrank mal wieder aus allen Nähten platzt
  • All diese Dinge tragen dazu bei, Kleidungsstücken wieder mehr Wert beizumessen und die Tragedauer zu verlängern. Das macht Ihre Kleidung insgesamt ökologischer, denn: Je länger Textilien getragen werden, desto besser ist ihre Ökobilanz.

Bücher und Broschüren