Warum Nesquik einen so guten Nutri-Score bekommt
Auf der Packung eines Kakaopulvers steht ein Nutri-Score mit der Bewertung B. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wundern sich darüber und haben bei uns nachgefragt. Wir erklären, warum das zuckersüße Kakaogetränk so gut abschneidet.
Das Wichtigste in Kürze
- Das sehr süße Kakaopulver Nesquik von Nestlé wird mit dem Nutri-Score B bewertet.
- In die Bewertung fließt ein, dass das fertige Kakaogetränk zu 95 Prozent aus fettarmer Milch besteht und als Lebensmittel gilt.
- Würde man Vollmilch für die Zubereitung verwenden, müsste ein C auf der Packung stehen. Würde man nur das Pulver bewerten, müsste es ein D sein. Würde man die Nesquik-Milch als Getränk einstufen, müsste der Nutri-Score E lauten.
Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel den Stand der Dinge zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wiedergibt.
Immer mehr Produkte werden mit dem Nutri-Score gekennzeichnet. Das finden wir gut. Doch manche Lebensmittel kommen dabei scheinbar besser weg, als man vermuten würde. Ein Beispiel hierfür ist das Kakaogetränk Nesquik von Nestlé mit dem Nutri-Score B. Wie kann das sein? Das Kakaopulver besteht zu mehr als 70 Prozent aus Zucker.
Die Milch macht's
Kakao wird beim Nutri-Score-System als Milchprodukt eingeordnet und nicht als Getränk. Zudem ist das fertig zubereitete Kakao-Milch-Getränk ausschlaggebend für die Bewertung und nicht die Zucker-Kakao-Mischung. Schließlich trinken wir die Kakaomilch und essen nicht das Pulver (oder vielleicht doch?). Vor allem deswegen bekommt das Nesquik-Pulver ein B.
Milch enthält im Gegensatz zu anderen Getränken viele Nährstoffe. 100 Milliliter des fertigen Getränks bestehen – wenn man sich an die Empfehlung zur Zubereitung von Nestlé hält – aus rund 95 Milliliter fettarmer Milch und gut 6 Gramm Kakaopulver mit 5 Gramm zugesetztem Zucker.
Würde Nestlé jedoch Vollmilch als Grundlage nehmen, müsste der fertige Kakao mit einem C bewertet werden, weil Vollmilch mehr Kalorien und gesättigte Fettsäuren enthält. Das wiederum kann man Nestlé vorhalten. Der Konzern wählt die Milch, die sein Produkt besser dastehen lässt. Dabei ist der Pro-Kopf Absatz von Vollmilch in Deutschland höher als der von fettarmer Milch.
Als Bezugsgröße für die Berechnung des Nutri-Score wird übrigens standardisiert immer eine Menge von 100 Milliliter bzw. 100 Gramm verwendet, obwohl im Fall von Nesquik beispielsweise eine Portion mit gut 200 Milliliter angegeben ist. Der Grund: Nur bei einer einheitlichen Bezugsgröße lassen sich Produkte miteinander vergleichen. Portionsangaben sind umstritten und eben nicht standardisiert. Diese Vorgabe wirkt sich beim Nesquik-Pulver positiv auf die Bewertung mit dem Nutri-Score aus, was den Hersteller wohl freuen wird.
Unser Fazit
Der Nutri-Score kommt als vereinfachtes Modell bei manchen Lebensmitteln und Getränken an seine Grenzen. Schaut man sich den Fall Nesquik jedoch ganz rational an, handelt es sich um ein Lebensmittel, das zu 95 Prozent aus fettarmer Milch besteht und mit einem Teelöffel Kakaopulver gesüßt wird. Eine fettarme Milch bekommt als gesundes Lebensmittel den Nutri-Score A, die gezuckerte Kakaovariante verschlechtert die Bewertung um eine Stufe. Würde man nur den Kakao in seiner Pulverform bewerten, müsste ein D auf der Packung stehen.
Trotz gutem Nutri-Score B gilt: Nesquik ist kein Durstlöscher und sollte auf keinen Fall regelmäßig und in größeren Portionen getrunken werden.