Naturals Chips: Natürlich ausgetrickst
Verschiedene Chips-Sorten der Marke „Naturals“ von Lorenz Snack-World sind unsere Mogelpackung des Monats Mai 2018. Bis zu 19 Prozent teurer sind die Kartoffelchips geworden, weil weniger in der Tüte steckt.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei fünf Sorten der Chipsmarke „Naturals“ von Lorenz ist jetzt weniger drin. Je nach Sorte schrumpfte der Inhalt von 110 auf 95 Gramm oder von 95 auf 80 Gramm. Bei gleichem Preis werden die Chips dadurch um bis zu 19 Prozent teurer.
- Die Füllmengenreduzierung ist kaum zu erkennen, denn die Chipstüten bleiben exakt gleich groß bei leicht verändertem Design.
- Der Hersteller Lorenz Snack-World ist Wiederholungstäter. In den letzten beiden Jahren hat das Unternehmen bereits bei zwei anderen Produktmarken auf diese Weise versteckte Preiserhöhungen umgesetzt.
Lorenz Snack-World hat den Inhalt seiner Naturals-Chipstüten geschrumpft. Der Preis blieb natürlich unverändert, was die Chips unterm Strich um einiges teurer macht. Nach unseren Recherchen sind insgesamt fünf Sorten der Marke betroffen:
- Milde Paprika: 95 statt 110 Gramm = 16 % teurer
- Balsamico: 95 statt 110 Gramm = 16 % teurer
- Rosmarin: 95 statt 110 Gramm = 16 % teurer
- Meersalz & Pfeffer: 95 statt 110 Gramm = 16 % teurer
- Leicht fein gesalzen: 80 statt 95 Gramm = 19 % teurer
Der Preis der alten sowie der neuen Packung liegt zum Beispiel bei Edeka und Rewe in Hamburg bei 1,79 Euro.
Füllmengenreduzierung perfekt kaschiert
Nirgends auf der Tüte findet man einen Hinweis auf den geschrumpften Inhalt – nur die Pflichtangabe für die Füllmenge im Kleingedruckten hat sich geändert. Die Packungsgröße bleibt gleich, obwohl sich bis zu 16 Prozent weniger Inhalt in der Tüte befindet. Auch die Aufmachung ändert sich nur geringfügig. Wer die beiden Packungen nicht nebeneinander vor Augen hat, wird die Unterschiede im Design kaum bemerken.
In einer Pressemitteilung von 2. Mai 2018 schreibt Lorenz Snack-World: „Der neue Naturals-Look ist modern, lebendig und stellt das Genussversprechen der Marke in den Vordergrund.“ Über die mit dem modernisierten Verpackungsdesign einhergehende Reduzierung der Füllmenge und die damit verbundene versteckte Preiserhöhung verliert die Firma im Text aber kein Wort.
An der Rezeptur geschraubt?
Geringe Unterschiede beim Produkt sind meist anhand der Zutatenlisten zu erkennen: Oft verändern sich nicht die Zutaten selbst, sondern nur deren Position in der Zutatenliste. Bei den Naturals Chips von Lorenz Snack-Word steht das Süßmolkenpulver jetzt etwas häufig weiter vorn, der Fettgehalt bei der Sorte „Milde Paprika“ wird nun mit 30 statt 32 Prozent angegeben. Verwunderlich ist deshalb die Aussage des Herstellers in einer an uns gerichteten Stellungnahme: „(…) Die Rezepturen der Produkte haben wir nicht geändert. (…)“. Das ist für uns nicht nachvollziehbar, denn auch die Zahlen in den Nährwerttabellen der Produkte sind andere.
Immer wieder dieselbe Masche
Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass Lorenz Snack-World ganz systematisch versteckte Preiserhöhungen für seine Marken durchsetzt. Denn genau vor einem Jahr hat der Hersteller schon verschiedene Sorten seiner Erdnuss Locken reduziert – mit der gleichen Vorgehensweise. Und vor genau zwei Jahren waren es die Crunchips – natürlich mit denselben Tricks. Das kann aus unserer Sicht kein Zufall sein.
Stellungnahme mit Familienunternehmensbonus
In der Stellungnahme an die Verbraucherzentrale Hamburg redet Lorenz Snack-World um den heißen Brei herum. Die Betonung liegt darauf, dass die Firma ein „Familienunternehmen“ sei, obwohl der Umsatz bei rund 500 Millionen Euro pro Jahr liegt. Soll dieses Argument für mehr Verständnis bei uns sorgen? „(…) Seit ihrer Markteinführung vor 12 Jahren haben wir die Packungsgröße unserer Naturals nicht verändert. (…).“ Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit, denn in diesen zwölf Jahren sind selbstverständlich die Verkaufspreise für die Chipstüten gestiegen. Wie glaubwürdig ist ein Unternehmen, das schreibt „(…) Deshalb nehmen wir jede Rückmeldung zu unseren Produkten sehr ernst und danken Ihnen dafür. (…)“ und das dennoch jedes Jahr aufs Neue mit der gleichen miesen Masche versteckte Preiserhöhungen durchsetzt.