Müllflut im Supermarkt – mehr drumherum als drin
Immer mehr Menschen fragen sich, wie sie weniger Müll produzieren können. Das ist gar nicht so einfach, denn in den Supermarktregalen stehen noch immer übergroße Verpackungen mit wenig Inhalt. Wir haben insgesamt 14 Produkte im Röntgengerät durchleuchten lassen. Die meisten waren nicht einmal zur Hälfte befüllt.
Das Wichtigste in Kürze
- Aktuelle Röntgenbilder der Verbraucherzentrale Hamburg zeigen: Zahlreiche Verpackungen von Fertiglebensmitteln und Drogerieartikeln enthalten noch immer viel zu viel Luft.
- Viel Verpackungsmaterial ließe sich einsparen, wenn alle Packungen vollgefüllt wären.
- Die Verbraucherzentrale Hamburg fordert, dass grundsätzlich jede Packung bis zum Rand oder zur Naht befüllt werden muss und geringere Füllmengen nur unter bestimmten Umständen erlaubt sind.
Trotz akuter Probleme mit Plastik in der Umwelt produzieren die Hersteller von Fertiglebensmitteln und Drogerieartikeln noch immer viel zu viel unnötigen Verpackungsmüll. Wir haben 14 ausgewählte Produkte, über die sich Verbraucher bei uns beschwert hatten, mittels Röntgenbildern untersucht und mussten feststellen: Die durchschnittliche Höhe des Verpackungsanteils ohne Inhalt betrug 59 Prozent. Die Höhe des tatsächlich gefüllten Teils der Verpackung lag im Mittel bei nur 41 Prozent.
- Platz 1 der Untersuchung belegt der »Mondamin Lieblingsgrießbrei Klassische Art« von Unilever. Bei einer Tütenhöhe von 18 Zentimetern sind fast 15 Zentimeter der Packung ohne Inhalt und somit 83 Prozent.
- Das »Risotto Milanese« von Riso Scotti kommt auf Platz 2. Der zu 81 Prozent leere Standbeutel täuscht deutlich mehr Inhalt vor.
- Auf Platz 3 landen die »Finish Powerball All In 1 Citrus Tabs« von Reckitt Benckiser. 27 Geschirrspültabs verlieren sich in einer überdimensionalen Plastikverpackung; die ermittelte Höhe des Luftanteils beträgt 74 Prozent.
- Übersicht mit allen untersuchten Produkten und gemessenen Werten
Weiterhin zu viel unnötiger Verpackungsmüll
Alle reden davon, dass Verbraucher bewusster konsumieren und Müll vermeiden sollen, doch in den Supermarktregalen ändert sich seit Jahren nichts. Dort stehen nach wie vor viele Produkte, deren Inhalt sich in einer übermäßig großen Packung verliert. Dabei ließe sich viel Verpackungsmaterial einfach einsparen, wenn die Verpackungen vollgefüllt wären.
Beispiel
Der Hersteller Procter & Gamble könnte nach unseren Berechnungen auf 20 Tonnen Plastik verzichten, wenn er die gleiche Menge seines flüssigen »Lenor Vollwaschmittels Weiße Wasserlilie« nicht – wie derzeit – in 1.000.000 Flaschen mit niedrigerem Füllstand, sondern in 800.000 vollen Plastikflaschen auf den Markt bringen würde.
Ressourcenverschwendung geht weiter
Rein rechtlich sind Luftpackungen kaum zu belangen. Fehlende Vorgaben im Eich- und Verpackungsrecht geben Herstellern viel Freiraum bei der Gestaltung ihrer Produkte. Zwar tritt am 1. Januar 2019 in Deutschland ein neues Verpackungsgesetz in Kraft, doch es wird nicht helfen, den Verpackungsmüll deutlich zu reduzieren. Ein Ende der Ressourcenverschwendung ist nicht in Sicht!
Wir fordern, dass grundsätzlich jede Packung bis zum Rand oder zur Naht befüllt werden muss und ein Freiraum von maximal 30 Prozent nur dann erlaubt ist, wenn es sich technisch nicht anders umsetzen lässt.
Jede Menge Beschwerden von Verbrauchern
Die Auswahl der 14 untersuchten Luftpackungen ging auf Beschwerden von Verbrauchern zurück, die sich sich von der tatsächlichen Füllmenge einer überdimensionierten Packung getäuscht fühlten. Knapp 1.000 Meldungen aus dem gesamten Bundesgebiet erhalten wir jedes Jahr wegen zu geringer Füllmengen bei Fertiglebensmitteln, Drogerieartikeln oder anderen Produkten des täglichen Bedarfs. Bereits zum dritten Mal in vier Jahren haben wir ausgewählte Luftpackungen im Röntgengerät durchleuchten lassen.
Danke für Ihren Hinweis!
Immer wieder melden sich Verbraucher bei uns, weil sie sich über Luftpackungen ärgern. Ob Kaffeekapsel, Kakaopulver oder Kekse – wir machen Ihren Ärger öffentlich. Informieren Sie uns, wenn Sie sich durch eine Luftpackung getäuscht fühlen.