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Versteckte Preiserhöhung bei Aldi – da hilft nicht mal Fencheltee

Unsere Mogelpackung des Monats ist der Gutbio Fencheltee von Aldi Nord. Der neue Teekarton ist größer als der alte, enthält aber weniger Teebeutel. Und der Inhalt pro Beutel sank von drei auf zwei Gramm. Die versteckte Preiserhöhung beträgt mindestens 50 Prozent. Nicht der einzige Fall bei diesem Discounter.

Filiale von Aldi Nord

Das Wichtigste in Kürze

  1. Die Packung Gutbio Fencheltee von Aldi enthält nur noch 40 statt 75 Gramm Tee, dabei wurde sowohl die Füllmenge pro Teebeutel als auch die Anzahl der Teebeutel reduziert.
  2. Bis Ende Juni hat Aldi Nord den Tee zum Preis von 1,29 Euro angeboten; vorher waren es 1,49 Euro. Aktuell liegt der Preis bei 1,19 Euro. Auch wenn der Verkaufspreis gefallen ist, beträgt die versteckte Preiserhöhung im Vergleich zum alten Produkt rund 50 Prozent.
  3. Aldi hat laut Mogelpackungsliste gegenüber anderen Discountern seit Anfang 2022 die meisten versteckten Preiserhöhungen bei Eigenmarken durchgesetzt. Viele Preisschilder in Hamburger Filialen sind falsch und verstoßen gegen die Preisangabenverordnung.
  4. Foodwatch und die Verbraucherzentrale Hamburg fordern die Kennzeichnung von versteckten Preiserhöhungen. Verbraucherinnen und Verbraucher können sich an einer Petition gegen Shrinkflation beteiligen.
Stand: 09.11.2023

Zurzeit bewirbt Discounter Aldi mit dem Slogan „Teuer? Nee, Aldi“ seine günstigen Eigenmarken. Doch zwischen Werbung und Wirklichkeit klafft eine große Lücke. Ein dreistes Beispiel dafür findet sich im Fall des Fencheltees der Markte Gutbio.

Aldi schrumpfte im Sommer 2023 nicht nur die Füllmenge pro Teebeutel von drei auf zwei Gramm, sondern auch die Anzahl der Beutel pro Packung von 25 auf 20 Beutel. Insgesamt wird nur noch gut die Hälfte – nämlich 40 Gramm – an Fenchelsamen pro Packung verkauft. Davor waren es 75 Gramm (die alten Produkte sind noch in einzelnen Filialen zu finden).

Der Preis für den Tee schrumpfte während der Umstellung von 1,49 Euro auf 1,29 Euro. Die scheinbare Preissenkung entpuppt sich als versteckte Preiserhöhung von 62 Prozent. In der Zwischenzeit wurde der Preis von Aldi weiter auf 1,19 Euro "gesenkt", aber der Bio-Fencheltee bleibt immer noch um satte 50 Prozent teurer.

Gut zu wissen

Die von Aldi gerne beanspruchte Preisführerschaft hat der Discounter beim Bio-Fencheltee definitiv verloren. Bei Rossmann beispielsweise können Sie die gleiche Menge Bio-Fencheltee für 99 Cent und damit um 17 Prozent günstiger kaufen.

Noch mehr Teesorten von Gutbio betroffen

Bei den Sorten Gutbio Früchtetee und Gutbio Kräutertee hat Aldi Nord ebenfalls die Füllmengen reduziert. Bisher enthielten 25 Teebeutel insgesamt 62,5 Gramm bzw. 50 Gramm Tee. Jetzt sind es jeweils nur noch 40 Gramm in 20 Teebeuteln, mit derselben Preisentwicklung wie beim Fencheltee. Die versteckten Preiserhöhungen betrugen bis zu 35 Prozent.

Teesortebis Juni 2023
Füllmenge
und Preis
ab Juni 2023
Füllmenge
und Preis
teurer um
im November 2023
Füllmenge
und Preis
teurer um
Gutbio
Fencheltee
75 g
1,49 €
40 g
1,29 €
+62 %
40 g
1,19 €
+50 %
Gutbio
Früchtetee
62,5 g
1,49 €
40 g
1,29 €
+35 %
40 g
1,19 €
+25 %
Gutbio
Kräutertee
50 g
1,49 €
40 g
1,29 €
+8 %
40 g
1,19 €
+0 %

Stand: 8. November 2023

Füllmenge schrumpft, Verpackung wird größer

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher ärgern sich auch über die größere Umverpackung der Bio-Teesorten. Der Karton ist um ein Drittel größer geworden, obwohl nur noch gut die Hälfte an Fenchelsamen drin steckt. Zusätzlich sind die Teebeutel jetzt kuvertiert, was bedeutet, dass sie separat in kleinen Papiertüten verpackt sind. Das führt zu noch mehr Müll.

Aldi Nord gab in einer Stellungnahme am 1. August 2023 an, dass „durch die Kuvertierung der Teebeutel unseren Kundinnen und Kunden ein noch hochwertigeres Produkt“ geboten wird. Der Discounter erklärte weiter: „ … Der Verkaufspreis lag bei allen Sorten bis Mitte Juni bei 1,49 € und wurde aufgrund der Füllmengenreduzierung und dem Einsatz von kuvertierten Teebeuteln und unter Einbezug höherer Produktionskosten auf 1,29 € reduziert.“

Wie bereits oben erläutert, ist dies jedoch nur die halbe Wahrheit, denn letztendlich handelt es sich nicht um eine Senkung des Preises, sondern um eine deutliche Erhöhung!

Preischaos in Hamburger Filialen von Aldi

Bei unseren Recherchen sind uns auch die vielen falschen Preisschilder in den Aldi Nord Filialen in Hamburg aufgefallen. Insgesamt haben wir beispielsweise in vier Filialen drei unterschiedliche Preisschilder für die Teesorten von Gutbio entdeckt.

Gerade nach Füllmengenreduzierungen schlampt Aldi Nord gewaltig bei der Preisauszeichnung. Dies betrifft nicht nur den Tee von Gutbio, sondern auch Produkte wie Sockeye Wildlachs oder Jack's Lammsteak, bei denen anscheinend seit Monaten keine Aktualisierung der Preisschilder erfolgte.

Bereits im Frühsommer sind uns bei der Schokolade von Moser Roth Chocolat Amandes Marzipan fehlerhafte oder fehlende Preisschilder aufgefallen. Unfassbar: Knapp ein halbes Jahr später gibt es in einer Aldi-Filiale noch immer das Preisschild für die alte Packung dieser Schokolade – gekennzeichnet mit 184 Gramm – obwohl diese Variante schon längst nicht mehr im Verkauf ist. Momentan kostet die 150 g Schokolade 1,69 Euro und nicht 1,89 Euro, wie auf dem Schild deklariert.

Aus unserer Sicht ein klarer Verstoß gegen die Preisangabenverordnung, die unmissverständlich „Preisklarheit und Preiswahrheit“ fordert!

Ein Mangel, der uns bei unseren Recherchen schon häufiger bei Aldi Nord aufgefallen ist. Im Jahr 2021 haben wir Aldi deshalb erfolgreich verklagt und das Unternehmen hat Besserung gelobt. Doch es scheint ein haltloses Versprechen zu sein. Dabei bleibt nur ein schwacher Trost, dass die Preise zurzeit an der Kasse oft niedriger sind als auf den falschen Preisschildern an den Verkaufsregalen."

Gut zu wissen

Auch wenn der Lebensmittelhandel mit massiven Werbekampagnen den Eindruck erwecken möchte, dass jetzt alles wieder billiger ist, trügt der Schein. Auch hier mischt Aldi Nord mit einer Flut an roten Preisschildern mit durchgestrichenen höheren Preisen kräftig mit. In der Tat gibt es gerade bei etlichen Produkten Preisnachlässe nach den vielen Preiserhöhungen der letzten beiden Jahre.

Aus unserer Sicht dürfte die Inflationsspitze bei Lebensmitteln überschritten sein. Das heißt jedoch nicht, dass der Einkauf jetzt wieder günstiger als etwa Anfang 2022 ist. Es sind  vor allem sogenannte Ankerprodukte wie Käse, Butter und Milch, die in der Werbung mit Preissenkungen massiv herausgestellt werden, aber viele andere Lebensmittel wie Brot, Zucker, Süßwaren oder auch Fertigprodukte sind immer noch deutlich teurer als vor Beginn des Krieges gegen die Ukraine.

„Spitzenreiter“ bei versteckten Preiserhöhungen

Die Daten in unserer Mogelpackungsliste zeigen, dass Aldi (mit Aldi Nord und Aldi Süd) im Vergleich zu anderen Discountern der Spitzenreiter im negativen Sinne ist, wenn es um versteckte Preiserhöhungen geht. Im Zeitraum von Anfang 2022 bis Mitte 2023, als die Inflation bei Lebensmitteln ihren Höchststand erreichte, haben wir mit Hilfe von Verbraucherinnen und Verbrauchern mindestens neun versteckte Preiserhöhungen ausfindig gemacht. Bei anderen Discountern wie Lidl, Netto oder Penny waren es gemäß unserer Liste höchstens drei.

Dies ist aus unserer Sicht ein Armutszeugnis für den Discounter Aldi, der sich immer wieder mit seinen günstigen Preisen brüstet. Von den neun Beispielen für Preisänderungen aus dem letzten Jahr und diesem Jahr sind immer noch sieben Produkte teurer als vor der Reduzierung der Füllmengen. Die Ausnahmen: Der Westminster Grüner Tee ist jetzt wieder genauso teuer wie im Juni 2022. Nur ein einziges Produkt, der Sockeye Wildlachs, ist tatsächlich günstiger als im Frühsommer 2023.

Versteckte Preiserhöhungen bei Aldi von 2022 bis 2023

ProduktZeitpunkt
Füllmenge
Preis
Zeitpunkt
Füllmenge
Preis
Preiserhöhung
Zeitpunkt
Füllmenge
Preis
Preiserhöhung insg.
Jack’s Farm
Lammsteak, TK
Aldi Nord
Anfang 2022
400 g
6,99 €
bis ca. Jan 2023
300 g
8,69 €
+66 %
im November 2023
300 g
7,49 €
+43 %
Ombia Duschöl
Aldi Süd
bis März 2022
300 ml
1,79 €
ab März 2022
250 ml
1,79 €
+20 %
März 2023*
250 ml
1,85 €*
+24 %
*Letzter verfügbarer Preis
Westminster
Grüner Tee
Aldi Nord
bis Juni 2022
250 g
2,59 €
ab Juni 2022
150 g
1,89 €
+22 %
im November 2023
250 g
2,59 €
+0 %
Wonnemeyer
Rote Grütze
Aldi Nord
bis September 2022
1.000 g
2,49 €
ab September 2022
500 g
1,59 €
+ 28 %
im November 2023
500 g
1,99 €
+60 %
Lyttos Halloumi
Aldi Süd
Anfang 2023
250 g
2,79 €
Anfang 2023
225 g
2,69 €
+7 %
im November 2023
225 g*
2,69 €
+7 %
*Preis Online bei Aldi Süd
Moser Roth
Amandes
Gefüllte Marzipan Vollmilch Schokolade
Aldi Nord
bis März 2023
184 g
1,59 €
ab Juni 2023
150 g
1,49 €
+15 %
 im November 2023
150 g
1,69 €
+30 % 
Almare
Sockeye Wildlachs
Aldi Nord
bis Juni 2023
150 g
4,89 €
ab Juli 2023
100 g
3,49 €
+7 %
im November 2023
100 g
2,99 €
-8 %
BioGut
Fencheltee
Aldi Nord
bis Juni 2023
75 g
1,49 €
ab Juni 2023
40 g
1,29 €
+62 %
im November 2023
40 g
1,19 €
+50 %
Moreno Kaffeepads (alt)
Barissimo Kaffeepads (neu)
Aldi Nord
bis Juli 2023
288 g
4,39 €
ab Juli 2023
280 g
4,39 €
+3 %
im November 2023
280 g
4,39 €
+3 %

Stand: 8. November 2023

Vor den jeweiligen versteckten Preiserhöhungen zahlte man insgesamt 29,01 Euro für die neun Produkte. Aktuell wären es 35,08 Euro, wenn man die Preise auf die ursprüngliche Füllmenge umrechnet. Der Preisanstieg liegt damit bei 21 Prozent. Vielleicht sollte Aldis Werbeslogans besser lauten: „Teurer? Ja, bei Aldi!“

Petition gegen Shrinkflation unterzeichnen

Gemeinsam mit der Verbraucherorganisation Foodwatch fordern wir eine Kennzeichnung von Produkten, die trotz geschrumpftem Inhalt zum gleichen Preis verkauft werden. Solche versteckten Preiserhöhungen sind kaum zu erkennen, jedoch mittlerweile Alltag im Supermarkt. Die sogenannte Shrinkflation ist nicht nur eine ärgerliche Täuschung, sondern in Zeiten steigender Lebensunterhaltungskosten auch eine finanzielle Belastung. Deshalb hat Foodwatch eine ⇒ Petition an Bundesumweltministerin Steffi Lemke und die Bundesregierung gestartet, die wir unterstützen. Mehr als 37.000 Verbraucherinnen und Verbraucher haben diese schon unterschrieben.

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) hat vor Kurzem ein Eckpunktepapier für weniger Verpackungsmüll veröffentlicht. Demnach soll es verboten sein, den Inhalt von Produkten zu verringern, wenn dabei nicht auch die Verpackung schrumpft. Wir begrüßen diesen Vorstoß für den Umweltschutz. Um jedoch Käuferinnen und Käufer vor heimlichen Preiserhöhungen zu schützen, reicht er nicht aus. Wichtig wäre eine zusätzliche Kennzeichnung von Shrinkflation. Ein Hinweis auf der Vorderseite der Verpackung, der die alte und neue Füllmenge sowie die prozentuale Reduzierung angibt, sollten für zwölf Monate zur Pflicht werden. In Brasilien gibt es übrigens eine Verordnung, die diese Art der Kennzeichnung vorschreibt.

Zusätzlich sind weitere strengere Regelungen notwendig: Packungen sollten prinzipiell voll befüllt sein müssen und nur in Ausnahmefällen darf ein technisch notwendiger Luftraum erlaubt sein. Bisher ist es unter bestimmten Umständen möglich, Lebensmittel in überdimensionierten Verpackungen anzubieten. So können Verbraucherinnen und Verbraucher getäuscht und Ressourcen verschwendet werden.

Danke für Ihren Hinweis!

Haben Sie auch Mogelpackungen oder versteckte Preiserhöhungen entdeckt? Dann freuen wir uns über eine E-Mail, oder Sie nutzen unser Kontaktformular, um Informationen an uns weiterzugeben. Ob Tee, Tagliatelle oder Toilettenpapier – wir veröffentlichen hier auf unserer Website und in den sozialen Netzwerken regelmäßig aktuelle Beispiele.

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